Museum Kunst Palast Düsseldorf

Alte Gegner, neue Freunde?

„Le grand geste!“, der Titel ist mitreißend. Kraftvoll, positiv, energiegeladen: nicht gerade Begriffe, die man heute mit Informel und abstraktem Expressionismus verbindet. Schon auf der Namensliste der Ausstellung, die am Wochenende im Museum Kunst Palast eröffnet wird, scheinen Welten aufeinanderzuprallen. Da steht Jackson Pollock neben Emil Schumacher, Philip Guston neben Karl Otto Götz, Mark Rothko neben Gerhard Hoehme, Joan Mitchell neben Hann Trier.


Die Lebenssituationen, in denen 1946 bis 1964 diese Richtungen entstanden, sind denkbar unterschiedlich. Traumatisiert nach dem Krieg, brauchten die Künstler in Deutschland eine Zäsur, die Suche geriet zum Leitmotiv. Wichtige Impulse kamen aus Frankreich, wo auch der Kritiker Michel Tapié den Begriff Informel prägte. Während auf dieser Seite des Atlantiks der Blick nach innen ging und eine gestische und existenzielle Formensprache entstand, wurde in den USA die Leinwand in den Raum erweitert und zum Leuchten gebracht, besprenkelt, begossen.


1959 trafen europäischer Informel und amerikanischer Expressionismus bei der Documenta 2 erstmals aufeinander – ein Bekenntnis zur Abstraktion, Pollock, de Kooning und Klein sprengten mit ihren Formaten fast die Räume. Nahezu alle der 24 jetzt an der Düsseldorfer Schau Beteiligten waren damals dabei, und der Abstand für ein Wiedersehen scheint groß genug für eine Neuinterpretation. „Le grand geste!“ will den Siegeszug des Abstrakten und die sehr individuellen Ausprägungen der informellen Malerei nachvollziehbar machen, die Übermacht des US-Expressionismus infrage stellen und mit rund 120 Werken „Bühne sein für ein ,Fest der Malerei‘“. Tatsächlich sollte man sich von dem Schwung mitreißen und die Augen für diese Kunst öffnen lassen, die viel zu lange in Museumsecken und Vorstandsetagen verstaubte. Protagonisten wie der 1970 im Alter von 41 Jahren verstorbene Peter Brüning dürfen wiederentdeckt werden.


Es liegt wohl in der Luft: Ende April versammelt die Präsentation „Am Anfang war das Informel“ des Zentralarchivs des internationalen Kunsthandels auf der Art Cologne Fotografien, Briefe und Dokumente. Und das Arp Museum Bahnhof Rolandseck in Remagen eröffnet am 26. März eine Ausstellung mit Arbeiten des 96-jährigen Karl Otto Götz (bis 8. August), zu dessen Schülern Sigmar Polke und Gerhard Richter zählten.

 

Museum Kunst Palast, Düsseldorf, 10. April bis 1. August

Mehr Informationen unter www.museum-kunst-palast.de