Fotos von Tom Hunter

Alte Meister im gentrifizierten Berlin

Für das Tanzstück "Der Palast" an der Berliner Volksbühne hat der britische Fotograf Tom Hunter Gemäldeszenen in den Stadtraum verlegt. Die poetischen Bilder sollte man sich unbedingt auch außerhalb des Theaters anschauen

Ein nackter Amor in der Volksbühne, eine Venus im Treppenhaus, zwei Gaukler kaufen Obst am Kottbusser Tor: Für das Tanzstück "Der Palast" von Constanza Macras hat der britische Fotograf Tom Hunter Gemälde mit den Mitgliedern des Ensembles "Dorky Park" im Berliner Stadtraum inszeniert. Mit einer analogen Kamera hat er expressive Szenen festgehalten, die Alltägliches mit einem Hauch von Alte-Meister- Gemälden überziehen. Inspiriert wurde er dabei unter anderem von den Malern Sandro Botticelli, Leonardo da Vinci und Caravaggio.

Die Protagonisten, die aus den goldenen Rahmen steigen, finden sich im Berliner Stadtraum wieder. Oft sind es Orte der urbanen Spannung: gesichtslose Luxusneubauten, ein leicht heruntergekommener Wohnblock, ein Pärchen in einem Hausflur, das sich vielleicht ausgesperrt oder gar kein Zuhause hat. Die Menschen in den Szenen wirken leicht entrückt und wie aus einer anderen Welt gefallen, trotzdem verkörpern sie auch den kulturellen Schmelztiegel Berlin und dessen Probleme. "Der Palast", der noch drei Mal an der Volksbühne aufgeführt wird, beschäftigt sich mit Gentrifizierung, der ständigen Veränderung der Stadt und dem globalen Format der Castingshow. Tom Hunters Bilder bilden den Ausgangspunkt des Projektes, in dem Poesie auf Plattenbau trifft und Miet-Haie tanzend vertrieben werden.