Kanzlerin mit Papageien

Die Vögel

Kurz vor Ende ihrer Amtszeit hat Angela Merkel in einem Vogelpark aus Versehen ein Frida-Kahlo-Porträt mit Papageien nachgestellt. Die Botschaft des Bildes könnte allerdings ein gutes Omen für ihren Ruhestand sein 

Dass die eher unterkühlte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) einmal an ein Gemälde der exzentrischen mexikanischen Künstlerin Frida Kahlo erinnern würde, war in den letzten Wochen ihrer Amtszeit nicht unbedingt zu erwarten. Doch bei einem Besuch in einem Vogelpark in Marlow (Mecklenburg-Vorpommern) schien sie eine gewisse Ausgelassenheit zu überkommen, denn sie lockte mit kleinen Futterschälchen farbenfrohe australische Loris an, die zahlreich auf ihren Armen und ihrem Kopf Platz nahmen. Bereitwillig und entspannt lächelnd ließ sie sich in diesem gefiederten Arrangement fotografieren und lieferte damit einige der am wenigsten förmlichen Bilder ihrer so visuell bescheidenen Amtszeit. 

Auch wenn die Ähnlichkeit höchstwahrscheinlich ungeplant war, drängt sich die Assoziation zu Frida Kahlos Selbstporträt "Me With Parrots" von 1941 auf. In diesem stellt sich die damals 34-jährige Künstlerin mit vier prächtigen Papageien dar, mit denen sie auch zusammenlebte. Die imposanten Vögel umrahmen den Kopf der Künstlerin und  wirken fast wie Beschützer der entspannt dreinschauenden, rauchenden Frida. Sie malte das Bild, nachdem sie ihren Partner Diego Rivera nach einer Trennungsphase wieder geheiratet hatte und ihr zurückgezogenes Leben mit vielen Tieren genoss. Es steht für eine Phase der Stabilität und Kontemplation in Kahlos oft tragischem und von Krankheit und Schmerz gezeichnetem Leben, als sie sich in ihrem Zuhause offenbar geborgen fühlte. Die Papageien wirken auf dem Porträt fast wie Seelenverwandte der Künstlerin, das Rot ihrer Wangen taucht im Gefieder der Vögel wieder auf. 

Für ihren bevorstehenden Ruhestand ist Angela Merkel (die keine Haustiere hat) natürlich ebenfalls möglichst viel Ruhe, Stabilität und Zufriedenheit zu wünschen. Zumindest ist diese Kahlo-Assoziation eine angenehmere als eine andere Szene aus dem Vogelpark-Shooting. Auf einem weiteren Foto reißt Angela Merkel ziemlich gequält den Mund auf, während die Loris nicht nur an den dargebotenen Kernen, sondern auch an ihren Fingern zu knabbern scheinen. Diese Szene erinnert dann eher an Tippi Hedren in Alfred Hitchcocks Horror-Klassiker "Die Vögel"