Sparkassen-Gruppe und Volkwagen

Antisemitismus-Eklat: Documenta-Geldgeber erwarten Aufarbeitung

Die Sparkassen-Finanzgruppe und Volkswagen sind Hauptsponsoren der Documenta. Nach dem Antisemitismus-Eklat fordern sie Veränderungen und Dialog

Mit der Sparkassen-Finanzgruppe knüpft einer der Hauptsponsoren der Documenta in Kassel die weitere Förderung der Schau nach dem Antisemitismus-Eklat an Bedingungen. "Durch kraftvolle Veränderungen muss die hohe Bedeutung der Documenta über aktuelle Personalentscheidungen hinaus für die Zukunft abgesichert werden. Das ist eine notwendige Voraussetzung für jegliche Förderungen in der Zukunft", teilte der Deutsche Sparkassen- und Giroverband (DSGV) auf Anfrage mit. Zuerst hatte das "Handelsblatt" darüber berichtet.

Die Ereignisse der letzten Wochen hätten der Documenta und ihren Förderern erheblich geschadet, erklärte der DSGV. Antisemitische Darstellungen seien inakzeptabel. "Dass diese überhaupt gezeigt werden konnten, hat grundlegende Fragen in der Wahrnehmung der Aufgaben durch die Verantwortlichen und im Umgang der Institutionen der Documenta mit den aufgetretenen Problemen aufgeworfen." Die Sparkassen-Finanzgruppe halte deshalb Veränderungen in der Governance der Documenta für dringend erforderlich. Welche konkreten Veränderungen gemeint sind, dazu wollte sich der Verband nicht näher äußern.

Die Documenta wird seit ihrem Beginn 1955 aus der Sparkassen-Finanzgruppe gefördert. Laut einem Sprecher unterstützt der Verband die diesjährige Schau mit einem Betrag in sechsstelliger Höhe. Der Finanzplan der Documenta Fifteen umfasst aktuell insgesamt 42,2 Millionen Euro. Davon tragen die Gesellschafter, die Stadt Kassel und das Land Hessen, jeweils 10,75 Millionen Euro. Die Kulturstiftung des Bundes kommt für 3,5 Millionen Euro auf. Die restlichen 17,2 Millionen Euro setzen sich aus Eintrittsgeldern, Drittmitteln und sonstigen Einnahmen zusammen.

Alle Augen auf Farenholtz

Kurz nach der Eröffnung der neben der Biennale in Venedig bedeutsamsten Ausstellung für Gegenwartskunst Mitte Juni war ein Werk mit antisemitischer Bildsprache entdeckt und abgebaut worden. Schon Monate zuvor hatte es Antisemitismus-Vorwürfe gegen des kuratierende Künstlerkollektiv Ruangrupa aus Indonesien gegeben. Infolge des Skandals legte Documenta-Generaldirektorin Sabine Schormann ihr Amt nieder. Als Interims-Geschäftsführer wurde daraufhin Alexander Farenholtz berufen.

Neben den Sparkassen zählt Volkswagen zu den Hauptsponsoren der Documenta. Bereits im Vorfeld der Eröffnung der Schau habe VW seine klare Erwartung ausgedrückt, dass es für Antisemitismus auf der Ausstellung keinen Platz geben dürfe, erklärte der Konzern auf Anfrage. Man habe die Documenta-Verantwortlichen aufgefordert, alle Anstrengungen zu unternehmen, damit antisemitische Positionen auf der Ausstellung keine Bühne erhalten. "Die ungeprüfte Präsentation des Werks 'People’s Justice' mit antisemitischen Bildern machte uns fassungslos und hat uns sehr enttäuscht. Eine solche Entwicklung hätte aus unserer Sicht vermieden werden können."

Mit der Einsetzung von Farenholtz als Interims-Geschäftsführer sei die Basis für die Aufarbeitung aller Vorwürfe und Ereignisse gelegt. Nun könne auf allen Seiten verloren gegangenes Vertrauen wieder aufgebaut werden. Es seien jetzt "enorme Leistungen" notwendig, damit die Documenta Fifteen "mit den vielen wertvollen Arbeiten ihrer Künstlerinnen und Künstler" noch ausreichend wahrgenommen werden könne, betonte der Konzern, der zur Höhe seiner Förderung keine Angaben macht. "Und auch die Chance für vielfältige Dialoge sollte jetzt genutzt werden, um die Idee und das Format der Documenta in die Zukunft zu führen."