Schmähplastik

Antisemitismusbeauftragter: Kein Kulturerbe-Status für Wittenberg

Eine als „Judensau“ bezeichnete Schmähplastik ist an der Wittenberger Stadtkirche zu sehen
Foto: Hendrik Schmidt/dpa

Eine als „Judensau“ bezeichnete Schmähplastik ist an der Wittenberger Stadtkirche zu sehen

Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, fordert, wegen einer antijüdischen Schmähplastik an der Stadtkirche Lutherstadt Wittenberg den Status als Unesco-Kulturerbe zu entziehen

Die Unesco solle Wittenberg von der Liste streichen, wenn die Schmähplastik aus dem Mittelalter hängen bleibe, sagte Klein dem Nachrichtenmagazin "Der Spiegel". "Die Verunglimpfung von Religionen ist unvereinbar mit den Unesco-Grundprinzipien." 2019 sei bereits dem Karneval im belgischen Aalst wegen antisemitischer Darstellungen der Kulturerbe-Status entzogen worden.

Das Relief an der Stadtkirche von Wittenberg, in der Martin Luther (1483-1546) gepredigt hatte, verursacht seit langem Diskussionen. Es stammt nach Angaben von Historikern aus dem Mittelalter und zeigt eine Sau, an deren Zitzen zwei Menschen saugen, die durch Spitzhüte als Juden identifiziert werden sollen. Eine als Rabbiner geltende Figur hebt den Schwanz des Tieres und blickt in den After. Schweine gelten im jüdischen Glauben als unrein. Der Bundesgerichtshof hatte im Juni vergangenen Jahres entschieden, dass eine Bodenplatte und ein Aufsteller mit erläuterndem Text vor der Kirche ausreichten, um aus dem "Schandmal" ein "Mahnmal" zu machen.

Die Kirchengemeinde hatte vor Kurzem ein Informationsschild zur "Judensau" angepasst und angekündigt, langfristig eine Dauerausstellung einzurichten, die über Antijudaismus informieren soll.