Apparatjik

Vier gegen Mies

Herr Furuholmen, wie ist die Band Apparatjik entstanden?
Wir alle kannten Martin Trefe, den Produzent  von A-ha und meinem Solo-Album. Martin hat „Survival international“, eine Charity Veranstaltung, produziert. Das war das erste Mal, dass wir alle vier zusammen kamen. Wir haben uns in Kopenhagen um Mitternacht getroffen und um sechs Uhr morgens hatten wir den Song geschrieben und aufgenommen. Das war ein Gefühl von: Wow, das passiert uns nie, wenn wir in unseren „normalen“ Projekten sind. Da geht alles sehr langsam, weil jeder das Sagen hat. Und hier haben wir einfach jeder unsere Idee in den Raum geworfen und alles ist direkt auf einen Punkt zusammen gelaufen.

War der Kubus, in dem Sie auftreten, der Light-Space-Modulator, Teil der Grundidee?
Wir wussten am Anfang gar nicht, was wir tun würden. An einem Punkt dachten wir, wir wären ein Ski-Team, aber das hat nicht funktioniert, wir waren nicht gut genug. Wir sind professionelle Musiker, und wir wollten einen Schritt weiter gehen. Ich arbeite schon seit zehn Jahren als bildender Künstler und hatte keine Lust mehr die beiden Dinge voneinander fernzuhalten. Wir sind alle von Natur aus transdisziplinär, es ist aufregend, wenn du Dinge zusammenführst. Jonas zum Beispiel macht diese wunderbaren Animationen. Der Kubus ist für uns eine Art Verbindungstück, eine Möglichkeit Musik zu präsentieren.

Das Publikum, das außerhalb des Würfels steht, sieht nur Ihre Schatten. Ist dieser Raum auch eine Art Schutz für Sie?
In gewissem Maße ist es ein Schutz. Es erlaubt uns, mehr zu wagen. Wir führen darin so eine Art seltsames Theater auf, wir hüpfen herum, machen Musik, zeigen Filme. Es ist ein bisschen, als hätten wir uns eine kleine Sandbox gebaut, die uns beschützt. Wir sind alle Berühmtheiten und als Menschen so ungeschützt. Es ist auch eine Weise, das Mysterium wieder aufzubauen. Wie gehen wir damit um, wie ist die Beziehung zu einer berühmten Person? Wie können wir genau das auf den Kopf stellen? Wenn die Leute kommen, um uns zu sehen, brechen wir dann damit ihre Erwartungen?

Aber Sie spielen im Kubus der Nationalgalerie, ein Symbol für Transparenz!
Wir haben nur Ja gesagt, weil es so absurd ist. Aber auch wegen Mies van der Rohe. Ich hab mal eine Bauhaus- Ausstellung im Martin-Gropius-Bau gesehen und ich war fasziniert von Moholy-Nagys ursprünglichem Light Space Modulator. Es war klar, dass wir das bei Apparatjik hineinnehmen wollten.

Empfinden Sie es als befreiend, die Grenzen zwischen Musik und Kunst zu übertreten?
Eine Definition dessen, was wir hier machen, würde das Projekt zerstören. Ich wette, dass es für Musikfans schwierig sein wird, das als Musik anzuerkennen, und für Kunstfans wird es vor allen Dingen Musik sein. Wir entwerfen genauso Mode, wir klauen aus der Literatur,  aus Filmen … Haben Sie zum Beispiel das Auto draußen  gesehen? Wir sind zwei Tage damit durch Berlin gefahren und haben die Stadt durch die Spiegel gefilmt. Das war ursprünglich eine Idee von László Moholy-Nagy. Olafur Eliasson hat bereits einen wunderbaren Film aus dieser Idee gemacht, und wir produzierten so eine Art einfache Ausführung davon.

Was sind Ihre Pläne für die Zukunft?
Wir suchen nach weiteren Möglichkeiten der Komposition. Wir arbeiten an einer Idee, mit einem App fürs iPhone, Reiserouten beim Autofahren aufzunehmen. Das GPS-System arbeitet dabei wie ein Keyboard. An dem Light Space Modulator hier haben wir Überwachungskameras angebracht, mit denen die Bewegungen der Besucher aufgezeichnet und in Noten übersetzt werden.  Am 27. März wird das Ganze vom Deutschen Kammerorchester Berlin aufgeführt. Es ist Mies van der Rohes 125. Geburtstag. Eine Art Tribut an ihn.

Neue Nationalgalerie, Installationen bis zum 27. März, Performances am 26. und 27. März