Hannover

Architekten-Erbe blockiert Lüpertz-Fenster für Marktkirche

In Hannover gibt es Streit um ein neues Kirchenfenster. Altkanzler Schröder will der Gemeinde das von Markus Lüpertz entworfene Fenster schenken. Aber der Erbe des Kirchenarchitekten hat ein Wörtchen mitzureden

Altkanzler Gerhard Schröder (74) will der Marktkirche Hannover ein neues Fenster von einem seiner Lieblingskünstler schenken - doch der Erbe des Kirchenarchitekten wehrt sich. Auch in einem Gespräch konnten Kirchenvertreter Georg Bissen, den Stiefsohn von Architekt Dieter Oesterlen, nicht von dem neuen Fenster überzeugen, wie der Evangelisch-Lutherische Sprengel Hannover mitteilte. Man habe die Bedenken von Herrn Bissen nicht ausräumen können. Bissen hat die Urheberrechte an der baulichen Gestaltung der Kirche.

Der Architekten-Erbe bestätigte am Sonntag das Ergebnis des Gesprächs. Oesterlen habe als den Leitgedanken der sakralen Atmosphäre der Marktkirche die "großartige Einfachheit und Geschlossenheit des Raumes" in seinem schriftlichen Nachlass dokumentiert, teilte Bissen mit.

Das 13 Meter hohe Fenster, das Schröder der Kirche schenken will, wurde von Markus Lüpertz entworfen, dem langjährigen Rektor der Düsseldorfer Kunstakademie. Der Künstler beschäftigt sich in dem Werk mit dem Leben Martin Luthers. In der Kirchengemeinde wird unter anderem über fünf Fliegen in dem Entwurf diskutiert, die in der Kunstgeschichte oft das Böse symbolisieren. Der Kirche zufolge würde Altkanzler Schröder die Kosten von etwa 100 000 Euro aus Vortragshonoraren finanzieren.

"Eine Kirche ist kein Museum, die verändert sich weiter", sagte Pastorin Hanna Kreisel-Liebermann dem NDR-Magazin "Hallo Niedersachsen". "Und es wäre eine Bereicherung, eine zeitgemäße Bereicherung, die aus unserer Sicht im Sinne Oesterlens gewesen wäre."

Der Kirchenvorstand erwägt nun rechtliche Schritte. "Das ist ein großes Hindernis auf dem Weg zur Umsetzung des Reformationsfensters", sagte Kreisel-Liebermann laut Mitteilung. "Der Kirchenvorstand wird nun, da Herr Bissen weitere Gespräche ablehnt, alle rechtlichen Möglichkeiten prüfen, ob das Reformationsfenster nicht doch mit dem Urheberrecht in Vereinbarkeit zu bringen ist."

Entwurf des Reformationsfensters von dem Künstler Markus Lüpertz für die Marktkirche in Hannover