Im November letzten Jahres wurden auf der Kunstmesse Abu Dhabi Art Vertreter der Schweizer Messegesellschaft gesichtet. Schnell machten Gerüchte von einer Art Basel in dem Emirat die Runde. Sie schienen sogar einigermaßen substanziell zu sein, denn es gab auch gleich Zahlen dazu. 20 Millionen Dollar sollten die Basler dafür erhalten, dass sie die Veranstaltung übernehmen, die im Vergleich mit der gut eingeführten Art Dubai bisher den Kürzeren zieht.
Jetzt kommt tatsächlich eine Art Basel in die Region, jedoch nach Katar. Der Coup kommt unerwartet, jedoch nicht ohne Vorlauf. Schon 2019 hatten die Schweizer eine Veranstaltung geplant, allerdings in Abu Dhabi. Worum es sich bei Art Basel Inside, einem dreitägigen Event, genau hätte handeln sollen, hatte die MCH Group AG jedoch nicht verständlich kommunizieren können. Und dafür waren die 15.000 Dollar Teilnahmekosten (pro Person, ohne Flug) vielleicht doch etwas happig. Die Veranstaltung fand nie statt. Das Ganze wirkte wie eine Verzweiflungstat der seinerzeit in finanzielle Turbulenzen geratenen Messegesellschaft.
Da das Projekt Art Basel Qatar neben der MCH Group auch die katarischen Organisationen Qatar Sports Investments (QSI) und QC+, in der die Museumsaktivitäten des Landes gebündelt sind, als Teilhaber hat, dürfte das unternehmerische Risiko diesmal nicht allein bei den Schweizern liegen. Das hat jedoch seinen Preis. In Paris konnte man (und musste wohl auch aus vertraglichen Gründen) zunächst als Paris+ par Art Basel den Markt testen, bevor man den eigenen Namen über die Veranstaltung hängte. Jetzt geht die Art Basel mit ihrem ganzen Renommee in die Vollen. Und ist damit zum Erfolg verdammt. Wenn dieses Experiment schiefgeht, könnte der Nimbus der Art Basel als führende Kunstmesse der Welt irreparablen Schaden nehmen.
Riskante Wette auf die Wüste
Eine der großen Herausforderungen des Unterfangens dürfte in der Akquise hochkarätiger internationaler Galerien liegen. Es ist zu hoffen, dass durch die staatliche Beteiligung die Teilnahmekosten etwas geringer ausfallen als in Basel, Hongkong, Miami Beach oder Paris, die für die Galerien schnell mit einem sechsstelligen Betrag zu Buche schlagen.
Für den federführenden MCH-Miteigentümer Lupa Systems von James Murdoch ist der mögliche Imageschaden eventuell weniger wichtig als der erwartete "Return on Investment". Stadt und Kanton Basel, für die viel mehr von der Art Basel abhängt als nur deren direkten Einnahmen, könnten die riskante Wette auf die Wüste etwas anders sehen. Doch das Heft des Handelns haben sie längst an den Investor abgegeben.