Machtwechsel

Kunstmarktportal Artnet wird von britischem Investor übernommen

Bislang war die Artnet AG an der Frankfurter Börse gelistet. Das könnte sich bald ändern
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Bislang war die Artnet AG an der Frankfurter Börse gelistet. Das könnte sich bald ändern

Der Artnet-Krimi hat ein Ende: Der britische Investor Andrew Evan Wolff sichert sich die Kontrolle über das Kunstmarktportal –  und strebt den Rückzug von der Börse an

Im Übernahmepoker rund um die Artnet AG hat sich der britische Investor Andrew Evan Wolff durchgesetzt. Für das an der Frankfurter Börse notierte Kunstmarktportal ist ein Delisting geplant. Das Management und der Aufsichtsrat der Artnet begrüßen die Pläne in einer Pressemitteilung.

Rüdiger K. Weng und seine Weng Fine Art AG haben ihre 29,99 Prozent an den ehemaligen Goldman-Sachs-Banker verkauft. Wolff kontrollierte bereits vor diesem Deal 18,6 Prozent der Anteile an Artnet, nachdem er im Zusammenhang mit der turbulenten Hauptversammlung der in Frankfurt börsennotierten Artnet AG Ende Februar bereits Anteile der Gründerfamilie um Hans Neuendorf übernommen hatte. Sämtliche Anteile Wolffs, der nach eigenen Angaben schon 65 Prozent hält, werden in der SCUR-Alpha 1849 GmbH gebündelt, die zukünftig Leonardo Art Holdings GmbH heißen soll.

Wolffs Investfirma heißt Beowolff Capital, in Anspielung an das frühmittelalterliche Heldenepos um den Drachentöter Beowulf. Ihr Logo ist tatsächlich ein Drache mit ausgebreiteten Schwingen. Als Dachgesellschaft strebt sie ein Delisting für Artnet und die Auszahlung der verbliebenen Aktionäre an. Die Artnet AG wird also demnächst nicht mehr auf dem Kurszettel zu finden sein. In einer Pressemitteilung Wolff bietet den freien Aktionären 11,25 Euro pro Aktie. Das sind 25 Cent mehr als der kalifornische Investor ATH Holdings noch auf der Hauptversammlung Ende Februar in Berlin angeboten hatte. Der Preis ist ungefähr doppelt so hoch wie der Kurs der Aktie in den Tagen nach der Hauptversammlung.

Artsy-Deal und Zukunftsvision

Beowolff hat nach eigenen Angaben kürzlich bereits die Mehrheit am Kunstportal Artsy erworben. Der Kauf ist bisher nicht öffentlich geworden, da Artsy nicht börsennotiert ist. Damit dürfte ein Zusammengehen der beiden Wettbewerber ein mögliches Szenario sein. Eine andere Möglichkeit wäre, die konkurrierenden Geschäftsbereiche beider Portale untereinander so zu verteilen, dass beide Unternehmen unterschiedliche Bereiche des Kunstmarkts abdecken, indem etwa Datendienstleistungen und Informationen bei Artnet angesiedelt werden und der Handel bei Artsy.

Wolff erklärt: "Durch unser wachsendes Portfolio an Kontrollbeteiligungen an marktführenden Unternehmen bauen wir ein symbiotisches Ökosystem auf, das durch gemeinsame Tools für künstliche Intelligenz angetrieben wird. Unsere Plattform wird Produkte der nächsten Generation liefern, alle Marktteilnehmer besser bedienen und Kunst für alle zugänglicher machen."

Die Weng Fine Art AG erlöst durch den Verkauf 15.187.500 Euro. Sie realisiert dadurch einen Gewinn von fast 100 Prozent, rund 7.270.000 Euro nach Steuern. Dadurch steigt die Eigenkapitalquote des Unternehmens auf mehr als 90 Prozent, was zu hohen Dividendenausschüttungen in den Jahren 2025 und 2026 führen dürfte.