Linda McCartneys Fotos

Come Together

Ex-Beatle Paul McCartney hat mit zweien seiner Töchter seine erste Ausstellung kuratiert: In der Kelvingrove Art Gallery in Glasgow sind die Fotografien seiner verstorbenen Frau Linda zu sehen

Die Familie McCartney hat außergewöhnlich viele Berühmtheiten hervorgebracht. Natürlich ist da der Ex-Beatle und Über-Vater Paul, aber auch seine Töchter Stella (Modedesignerin) und Mary (Fotografin) haben sich auf ihren Gebieten einen Namen gemacht. Nun hat sich das Trio zusammengetan, um die Kunst eines weiteren Familienmitglieds zu feiern: die Fotografie von Pauls erster Ehefrau und "Wings"-Bandkollegin Linda McCartney, die 1998 an Krebs starb.

In der familienintern kuratierten Retrospektive in der Kelvingrove Art Gallery in Glasgow mischen sich intime Portraits aus dem McCartneyschen Privatleben mit Dokumenten der Musikgeschichte. Und manchmal lassen sich diese beiden Kategorien auch gar nicht mehr unterscheiden. So zeigt beispielsweise das Foto von vier leicht hysterisch kichernden Beatles im Mai 1967 einmal die Party zur Veröffentlichung des Albums "Sgt. Pepper's Lonely Hearts Club Band" im Haus des Beatles-Managers Brian Epstein - und gleichzeitig einen der ersten Abende, an dem sich Paul McCartney und die Fotografin Linda Eastman näher kamen. 

Intimität im aufgeplusterten Musikbusiness

Wie Stella McCartney in einem Text zur Ausstellung schreibt, war die Kamera die ständige Begleiterin ihrer Mutter. "Sie fängt die Welt aus ihrer Perspektive ein. Man kann alles sehen: ihren Humor, ihre Liebe zur Familie und zur Natur und die Momente, die sie mit einem surrealistischen Twist versieht." 

Was oft vergessen wird: Linda McCartney war zuerst eine preisgekrönte Fotografin - und die erste Frau, die ein "Rolling Stone" Cover fotografierte - und danach die Ehepartnerin eines Beatles. Eine eigenständige Karriere mit einem so berühmten Mann an der Seite war in den 60-er und 70er-Jahren jedoch so gut wie unmöglich (fragen Sie mal Yoko Ono). Insofern ist die Retrospektive auch eine Möglichkeit, die Bilder aus dieser Zeit mit genügend Abstand zur "Beatle-Mania" zu betrachten. Linda McCartney interessierte sich vor allem für die kurzen Momente der Intimität im hektisch-aufgeplusterten Musikbusiness. Sie fotografierte Jimi Hendrix beim herzhaften Gähnen und Janis Joplin beim Fingernägelkauen. Auch auf ihren Beatles-Foto steht das Verhältnis der vier Bandmitglieder im Vordergrund, die auch auf dem Gipfel des Ruhms ständig miteinander herumalberten und wie vier aufgekratzte Kumpel aussehen, die gar nicht so genau wissen, wo sie da eigentlich hingeraten sind. 

In den letzten Jahren ihres Lebens konzentrierte sich die gebürtige New Yorkerin zunehmend auf Naturfotografie, viele Bilder entstanden auch in Schottland, wo jetzt die Ausstellung stattfindet. Eine Blumenwiese, in der ein Pferd steht, nennt sie ihren "Lucky Spot". Linda McCartney war eine Fotografin, die den größten Teil ihres Lebens auf und neben Bühnen verbracht hat - und sich trotzdem außerhalb des Scheinwerferlichts am wohlsten gefühlt hat.