Versailles

Kunst ist König

Fünf zeitgenössische Künstler haben sich mit dem Schloss Versailles auseinandergesetzt. Die Ausstellung "Visible/Invisible" fordert die barocke Pracht heraus 

Dass Menschen nach Versailles fahren und dort Fotos machen, ist ein fast obligatorischer Teil jedes Paris-Urlaubs. Wenn sich aber zeitgenössische Fotografen mit dem Prachtschloss von Ludwig dem XIV. beschäftigen, darf man schon etwas mehr als ein gefiltertes Selfie vor barocker Brunnen- und Blütenkulisse erwarten.

Für die Ausstellung "Visible/Invisible" haben die Kuratoren Jean de Loisy und Alfred Pacquement fünf Künstler eingeladen, die omnipräsente Tourismus-Ikone noch einmal mit der Kamera neu zu entdecken. Die Ergebnisse sind bis Oktober im Schloss zu sehen und offenbaren ganz unterschiedliche Interessen und Ansatzpunkte. Dem britischen Fotografen Martin Parr geht es wie so oft um die Menschen, die einen Ort ausmachen. Er folgt dem Verhalten der Besucher und erzeugt ein fotografisches Spiegelkabinett. Die Besucher der Ausstellung schauen in Versailles anderen Besuchern dabei zu, wie sie Versailles anschauen. Viviane Sassen dagegen inszeniert auf ihren Bildern eine verschroben laszive Modenschau. Marie Antoinette in Minimal Denim.

Nan Goldin interessiert sich für die weniger glamouröse Seite des Schlosses. Für ihre Fotoserie war sie in der Kanalisation des Schlosses unterwegs und ruft mit einer Soundinstallation den Frauenmarsch auf Versailles während der französischen Revolution 1789 in Erinnerung. Eric Poitevin hat sich mit symbolisch aufgeladener Natur beschäftigt. Er fotografiert die Sonne, der König Ludwig XIV. so gern ähnlich sein wollte und den unscheinbaren Engelwurz im Schlosspark, der für Reinheit und Überwindung menschlicher Schwäche steht. 

Der französische Künstler Dove Allouche hat auf die überbordende Pracht mit Abstraktion reagiert. Seine Bilder erinnern an Negativaufnahmen von Marmor - und wirken wie eine digitale Weiterentwicklung der barocken Überforderung.