Britischer Schriftsteller

Ian McEwan: Merkel als "Heldin der offenen Gesellschaft" ehren

 Ian McEwan 2013 im Berliner Ensemble
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Ian McEwan 2013 im Berliner Ensemble

Der britische Schriftsteller Ian McEwan (71) hat in einem Interview seine Hochachtung vor Bundeskanzlerin Angela Merkel ausgedrückt

"Wenn ich sehe, wie die Tories aus einem politischen Anliegen, dem Brexit, eine Religion gemacht haben, und diese Entwicklung mit der Konstanz von Merkels Politik vergleiche, dann möchte ich sie ehren, als Heldin der offenen Gesellschaft", sagte er dem "ZEITmagazin Mann".

Seine Erfahrung mit der Konservativen Partei (Tories) in Großbritannien lehre ihn, "dass man schätzen sollte, was man hat – auch wenn es manchmal nervt oder langweilt".

Dass der Schriftsteller ("Maschinen wie ich") nichts an Merkel zu kritisieren hätte, heißt das allerdings nicht: "Sie hätte die griechische Wirtschaft während der Euro-Krise finanziell stimulieren sollen." Und: "1,1 Millionen Einwanderer innerhalb weniger Monate ins Land zu lassen, war einerseits heroisch, andererseits war es aber vielleicht auch ein Fehler, weil sie damit die rechten Kräfte gestärkt hat. Dennoch bewundere ich ihre empathische Reaktion."

Schon in der Vergangenheit hatte sich McEwan enttäuscht über den geplanten Austritt Großbritanniens aus der EU-geäußert, um den derzeit ein beispielloses Kräftemessen zwischen Parlament und Regierung stattfindet. Premier Boris Johnson droht damit, sein Land auch ohne Abkommen am 31. Oktober aus der EU zu führen.