Seiltanz zwischen Glass House

Balanceakt Architektur

1974 balancierte der Hochseilartist Philippe Petit zwischen den Türmen des World Trade Centers. Jetzt ehrte er eine andere Architekturikone: Das Glass House von Philip Johnson

Die Gebäude, die Philippe Petit berühmt gemacht haben, gibt es nicht mehr. 1974 balancierte der Hochseilartist zwischen den beiden Türmen des World Trade Centers in New York. Nach den Anschlägen vom 11. September 2011 wurde seine - damals illegale - Performance auch als Hommage an das eingestürzte Wahrzeichen wiederentdeckt.

In ganz so schwindelnde Höhen ging es dann doch nicht hinauf, als Petit nun eine andere Architekturikone ehrte. In New Canaan, Conneticut, tanzte er zum 70. Geburtstag des Glass House von Philip Johnson auf dem Seil. Das Wohngebäude von 1949, das heute ein Museum ist, stellt selbt so etwas wie einen architektonischen Balanceakt dar. Philip Johnson (1906 bis 2005), der in engem Austausch mit den Bauhaus-Meistern stand und beispielsweise mit Ludwig Mies van der Rohe das "Seagram Building" in New York baute, wollte für sich selbst so wenig Haus wie möglich. Durch die durchgehende Glasfront dringt der Garten in jeden Winkel des Bungalows. Die Grenzen zwischen innen und außen verschwimmen.

Philippe Petit macht in seinen Auftritten klar, dass Architektur nicht nur Material ist, sondern auch ein Körper, der mit menschlichen Körpern in Verbindung steht. Adrenalin gegen den kühlen Modernismus.1971 balancierte der Seiltänzer auch zwischen den Türmen von Notre Dame in Paris. Auch ein Bau, den es so nicht mehr gibt.