Kulturelle Bildung

Berlin will Auseinandersetzung mit Kolonialismus als Alltagsprojekt

Berlin will seine Kultureinrichtungen zur ständigen Beschäftigung mit der kolonialen Vergangenheit Deutschlands anhalten

"Die Auseinandersetzung mit Kolonialismus sollte Alltagsprojekt der jeweiligen Einrichtung werden", sagte Kulturstaatssekretär Torsten Wöhlert am Montag im Kulturausschuss des Abgeordnetenhauses. Bei der postkolonialen Auseinandersetzung soll es keine Fokussierung auf ethnologische Museen geben. So kündigte Wöhlert an, zunächst sollten die Bestände des Brücke-Museums untersucht werden. Zu der Sammlung gehören Werke berühmter Expressionisten wie Karl Schmidt-Rottluff, Erich Heckel, Ernst Ludwig Kirchner, Otto Mueller, Max Pechstein oder Emil Nolde. 

Merel Fuchs von der 2020 geschaffenen Koordinierungsstelle für die Dekolonisierung kündigte bis zum Jahresende ein Konzept für eine übergreifende Aufarbeitung an. Dekolonisierung sei eine kontinuierliche, gesamtgesellschaftliche Aufgabe. "Wir stehen am Anfang eines Prozesses." Fuchs mahnte die Übernahme von Verantwortung aus der kolonialen Vergangenheit an. So hat die Bundesregierung die Ermordung von Herero und Nama zwar als Völkermord anerkannt, verweigert aber bisher rechtliche Konsequenzen daraus. Das Deutsche Reich herrschte als Kolonialmacht von 1884 bis 1915 auch im heutigen Namibia. Dort wurden Aufstände von Volksgruppen unter deutschem Befehl brutal niedergeschlagen. Historikern zufolge wurden etwa 65 000 der 80 000 Herero und mindestens 10 000 der 20 000 Nama getötet.