Neue Studie

Berliner Galerien stellen sich digital auf

Strategieberaterin Kerstin Gold, der zweite Vorsitzende des Landesverbands Berliner Galerien (LVBG) Andreas Herrmann, Staatssekretär für Wirtschaft Michael Biel, der erste Vorsitzende des LVBG Werner Tammen und Klaus Goldhammer von Consulting-Firma Goldmedia
Foto: Holger Biermann

Strategieberaterin Kerstin Gold, der zweite Vorsitzende des Landesverbands Berliner Galerien (LVBG) Andreas Herrmann, Staatssekretär für Wirtschaft Michael Biel, der erste Vorsitzende des LVBG Werner Tammen und Klaus Goldhammer von Consulting-Firma Goldmedia

Einer aktuellen Studie zufolge sind viele Berliner Galerien in der digitalen Welt angekommen. So manche von ihnen half das durch die Pandemie, viele haben ihr Digital-Budget erhöht. Für andere hingegen spielt das Thema keine große Rolle

345 Galerien gab es 2021 in Berlin. In der vergangenen Zeit hatten es viele von ihnen nicht leicht – gerade zu Anfang der Corona-Pandemie. Trotzdem konnten 46 Prozent der Galerien, die an einer aktuellen Studie teilnahmen, ihre Umsätze im Jahr 2020 entweder halten oder sogar steigern. Wie ist ihnen das gelungen?

Der Erhebung zufolge sorgte dafür oftmals "die frühzeitige Einführung digitaler Initiativen". Veröffentlicht hat sie die Berliner Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe, der Landesverband Berliner Galerien (LVBG) und die Firma Goldmedia. Glaubt man der Befragung, wird die Berliner Galerieszene tatsächlich immer digitaler. Zwar machte der Digital-Umsatz bei der Hälfte der Berliner Galerien 2020 noch weniger als zehn Prozent aus. Gleichzeitig konnten 13 Prozent aber bereits mehr als 50 Prozent ihrer Jahreserlöse auf diese Weise umsetzen.

Digitales Wachstum braucht Investitionen. So glaubt die Hälfte der befragten Galerien, dass sie im Jahr 2021 mehr für Digital-Maßnahmen ausgegeben hat als noch im Vorjahr: Die befragten Galerien gehen von einem Plus von bis zu 20 Prozent aus. 2020 hatten zwei Drittel noch ein kleines Digital-Budget von bis zu 5.000 Euro.

Und was machen die Galerien mit dem Geld? Dem Berliner Wirtschaftssenator Stephan Schwarz zufolge haben die Berliner Galerien "verstärkt begonnen, neue digitale Formate in Marketing und Distribution zu erproben." Dazu gehören beispielsweise Onlineshops, -kommunikation oder -werbung. Ein Beispiel ist das Sales-Format "The Work" von Sprüth Magers. Das Konzept: Für 72 Stunden ist ein Kunstwerk der Galerie online erhältlich. Dazu gibt es Hintergrundinformationen wie Essays, Referenzbilder und Videos.

NFTs immer wichtiger

"Auch immer mehr Blockchain-basierte Kunst entsteht in Berlin", sagt Senator Schwarz. Zu diesem Thema kamen für die Studie Expertinnen und Experten zu Wort. Sie bewerten die Zukunft digitaler Eigentumszertifikate wie NFTs noch unterschiedlich, vor allem aufgrund rechtlicher Fragen. Trotzdem erklären die Autorinnen und Autoren der Erhebung, dass NFTs und Kryptowährungen via Blockchain das Potenzial hätten, den Kunstmarkt "transparenter, demokratischer und dezentraler" zu machen. Dass NFT-Kunst viele Besucherinnen und Besucher – und damit potentielle Kundinnen und Kunden – anlocken kann, stellte im vergangenen Jahr beispielsweise die König Galerie unter Beweis: Die Datenskulpturen von Medienkünstler Refik Anadols sorgten für einen Ansturm auf die Ausstellung "Machine Hallucinations: Nature Dreams“ in der Betonkirche St. Agnes.

Die Erhebung verrät auch weitere Details über die Berliner Galerieszene. Die meisten der Häuser haben demnach eine lange Tradition und beschäftigen in der Regel zwei bis fünf Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Die Jahresumsätze der Galerien reichten beispielsweise im Jahr 2019 von weniger als 20.000 bis zu mehr als zwei Millionen Euro.

Die Digitalisierungs-Studie fand zwischen Ende September und November 2021 statt. Vier Messeveranstalter, elf Auktionshäuser und 345 Galerien wurden eingeladen. Von ihnen beteiligten sich letztendlich 107 Berliner Galerien, ein Auktionshaus und zwei Messeveranstalter. Ergänzt wurde die Untersuchung durch 25 Gespräche mit Personen aus Galerien, Auktionshäusern sowie Art-and-Tech-Unternehmen.