Nach Einigung über Benin-Bronzen

Besuch aus Nigeria im Linden-Museum 

Foto: Julian Herzog via Wikimedia Commons
Foto: Julian Herzog via Wikimedia Commons
Das Linden-Museum am Hegelplatz in Stuttgart.

Beim Umgang ihrer Kunst aus kolonialer Vergangenheit haben sich Museen lange zurückhaltend gezeigt. Die Debatte um die Benin-Bronzen hat das geändert. Vorne mit dabei: das Linden-Museum. Ausgerechnet einen Tag nach einer wegweisenden Einigung kommt nun hoher Besuch

Nur einen Tag nach der Einigung zwischen Deutschland und Nigeria über die sogenannten Benin-Bronzen erwartet das Stuttgarter Linden-Museum hohen Besuch aus dem afrikanischen Land. Der Generaldirektor der Nationalen Museums- und Denkmalbehörde Nigerias, Abba Tijani, wird am Mittwoch (12.00 Uhr) zu Gesprächen empfangen. Es geht vor allem um die 78 Objekte aus dem ehemaligen Königshaus Benin, darunter 64 der als koloniales Raubgut geltenden Bronzen. 

Am Dienstag war bekannt geworden, dass an diesem Freitag in Berlin eine Absichtserklärung unterzeichnet wird. Diese soll den Weg für die Eigentumsübertragungen der wertvollen Kunstobjekte freimachen. Daraufhin kündigte Wissenschaftsministerin Theresia Bauer (Grüne) an, Baden-Württemberg habe als erstes Land Schritte für eine Rückgabe der als koloniales Raubgut geltenden Kunstobjekte eingeleitet. Das Linden-Museum werde konkrete Objekte für eine Rückgabe identifizieren und in Gespräche mit der nigerianischen Seite eintreten. "Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir nun rasch zu umfassenden Rückgaben kommen, insbesondere aus dem Linden-Museum", sagte Bauer der dpa. 

Etwa 1100 der kunstvollen Bronzen aus dem Palast des damaligen Königreichs Benin, das heute zu Nigeria gehört, sind in rund 20 deutschen Museen zu finden. Die Objekte stammen größtenteils aus den britischen Plünderungen des Jahres 1897. 

Auch andere Kunstschätze sollen an Nigeria zurückgegeben werden

Im vergangenen Jahr hatten Vertreter von Bund, Nigeria und Museen die Rückübertragung der Eigentumsrechte angekündigt. Über die umfangreichsten Sammlungen verfügen neben dem Linden-Museum auch das Museum am Rothenbaum (Hamburg), das Rautenstrauch-Joest-Museum (Köln), das Völkerkundemuseum Dresden/Leipzig sowie das Ethnologische Museum Berlin. Diese fünf Häuser sind bisher an der geplanten Eigentumsübertragung beteiligt. 

Bauer (Grüne) hatte sich bereits zu Jahresbeginn überzeugt gezeigt, dass im Laufe dieses Jahres die ersten geraubten Bronzen und andere Kunstschätze an Nigeria übereignet würden. Ginge es nach ihr, sollte aber bei den Bronzen noch nicht Schluss sein. Bauer spricht sich für eine Restitution aller Benin-Objekte an Nigeria aus. Zuvor waren schon eine historische Peitsche und eine Bibel aus der Sammlung des Linden-Museums an Namibia zurückgegeben worden.