Rekordflut in Italien

Biennale in Venedig schließt wegen Hochwasser

Die italienische Lagunenstadt Venedig erlebt die schwersten Überschwemmungen seit einem halben Jahrhundert. Auch die Ausstellungsorte der Biennale mussten schließen 

Das bestätigte eine Sprecherin der Venedig-Biennale auf Monopol-Anfrage. Im Moment würden die Ausstellungsorte inspiziert und der Normalzustand dort wieder hergestellt, hieß es. Es seien bisher keine größeren Schäden an Kunstwerken gemeldet worden. Die Verantwortlichen gehen davon aus, dass die Ausstellung in den Giardini und dem Werftareal Arsenale am morgigen Donnerstag wieder öffnen könne. 

Venedig wird derzeit von einem verheerenden Hochwasser heimgesucht. Bei starkem Wind und Dauerregen stieg das Wasser in der Nacht zum Mittwoch so hoch wie zuletzt vor 53 Jahren. "Wir haben es mit apokalyptischen Zerstörungen zu tun", befand der Präsident der Region Venetien, Luca Zaia. Mindestens ein Mensch kam ums Leben. Von einer "Katastrophe" sprach Bürgermeister Luigi Brugnaro und machte den Klimawandel dafür verantwortlich. Er hat den Notstand ausgerufen. 

Inzwischen stehen architektonische Wahrzeichen der Weltkulturerbe-Stadt unter Wasser, darunter der Markusdom und das Opernhaus. Der Wind schleuderte Wasserbusse, die sogenannten "Vaporetti", ans Ufer und versenkte einige, mindestens 60 Schiffe wurden beschädigt. Gondeln und Boote wurden aus Vertäuungen gerissen und trieben durch Kanäle. Hotels wurden überschwemmt. Ein geplantes Flutabwehrsystem, das die Altstadt von Venedig schützen soll, ist noch immer nicht einsatzbereit und wurde mehrfach von Korruptionsskandalen verzögert.

Kunst wird Wirklichkeit

Wissenschaftler warnen seit langem vor den Folgen der Erderwärmung für die Welterbestadt, die in einer Lagune an der Adria liegt. Schmelzen Eis und Gletscher, so erhöht sich der Meeresspiegel und das Risiko von Überflutungen steigt drastisch an. Auch sackt der Boden in Venedig ab. Ein Großteil der Gebäude wurde auf Pfählen gebaut. Ebbe, Flut und Wellenbewegungen durch Schiffe gefährden die Bauten zusätzlich. Kritiker machen zudem das Ausbaggern von Fahrrinnen für große Schiffe für das Absacken verantwortlich.

Ironischerweise beschäftigen sich mehrere Kunstwerke auf der diesjährigen Biennale, die noch bis zum 24. November läuft, mit dem Klimawandel und seinen Folgen. So geht es in der Strandoper im litauischen Pavillon, die mit dem Goldenen Löwen ausgezeichnet wurde, unter anderem um einen Urlaub, der von Stürmen und Überflutungen gestört wird.  

Auch andere Kunsthäuser in Venedig blieben am heutigen Mittwoch geschlossen, darunter die Peggy Guggenheim Foundation sowie der Palazzo Grassi und die Punta Della Dogana von Sammler François Pinault. Bisher ist kaum Wetterbesserung in Sicht, in ganz Italien ist wie schon seit Tagen Regen angesagt.