Traurige Helden Dass es sich bei seinen digitalen Bildern um hochmanipulative Pixelhaufen handelt, hat der Künstler Ed Atkins schon in seinen früheren Arbeiten deutlich gemacht, jetzt verankert er seine gequälten Avatare jedoch in einer breiteren Kulturtradition: Im Rangfoyer der Deutschen Oper in Berlin hat der Brite meterweise Kostüme aus dem Fundus installiert, zwischen denen Bildschirme hängen, auf den Atkins-Figuren sich wie gewohnt der Trauer hingeben. Das wirft auch die Frage auf, was die Kreaturen auf den Screens eigentlich von denen auf der Opernbühne unterscheidet. Sind nicht alle erdachten Figuren Avatare, zum Publikumsvergnügen herumgeschubst, mit Projektionen belegt und mit digitalen oder textilen Oberflächen überzogen? Sind zeitreisende Heldenfiguren in der Oper weniger künstlich als die Idee von Tod und Verwesung im virtuellen Raum? Mit dem Werk "Masses", das 2017 bereits im Gropius Bau zu sehen war, beweist Atkins erneut, dass er die Verquickung von vergänglichen Körpern und der vermeintlich unsterblichen Virtualität beherrscht.