Lichtparcours Braunschweig 2010

Braunschweiger Kunstverein stellt Entwürfe vor

Dort, wo Stadt, Land, Fluss sich "Gute Nacht" sagen, gingen vor neun Jahren Lichter auf. Parallel zur Großausstellung Expo 2000 gestalteten internationale Künstler mit Lichtkunst Okerbrücken und andere Orte in Braunschweig. "Bridges over coloured water" hieß dieses überregional gefeierte Projekt. Nach einer weiteren Ausgabe im Jahr 2004 ist für 2010 der dritte Lichtparcours fest geplant. Der Braunschweiger Kunstverein wirft nun Schlaglichter auf Künftiges und stellt 13 Modelle und Pläne für die nächste Saison aus.

Die Initiatorin des Projekts, die Fachbereichsleiterin Kultur in Braunschweig, Anja Hesse, will mit der Preview auch Sponsoren für die Installationen gewinnen. "Kein andere Stadt hat diese geradezu zauberhafte Mischung aus Grün, Wasser und zu einem Parcours konfigurierter Kunst zu bieten, die gleichermaßen als belebendes Elixier nächtlicher Wanderung darauf wartet, entdeckt zu werden", wirbt Hesse im Booklet zur Ausstellung.

In der Vorschau sind nicht nur Konstruktionspläne und Computersimulationen zu sehen. John Armleder - Professor an der Braunschweiger Hochschule für Bildende Künste - und Kollaborateure aus seiner Kunstklasse präsentieren eine eindrucksvolle Vorstufe des Armleder-Projekts. Eine Vielfalt handelsüblicher Hängeleuchten sind an der Decke des Hauses Salve Hospes befestigt. Noch macht die Arbeitsgruppe ein Geheimnis aus dem Plan, schon bestehende Außenlichtquellen in Braunschweig zu akzentuieren.

Arend Zwickers temporäre "Eisberg"-Installation soll als verspiegelte Facettenskulptur in einem Teich des Bürgerparks schwimmen. Tagsüber, so das Vorhaben des Chemnitzer Künstlers, reflektieren Spiegel den umgebenden Naturraum, nachts leuchtet der 10 Meter breite und 7 Meter hohe Superkristall geheimnisvoll.

Bäume werden zu Bildschirmen im "Data Tree"-Projekt von Christa Sommerer und Laurent Mignonneau. "Die Installation", betonen die Künstler, "soll das Bewusstsein für die raffinierte ökologische Energiebilanzierung eines Baumes ausdrücken." Im Theaterpark messen Sensoren verschiedene Werte, die ein Baum aufnimmt und generiert. Mittels spezieller Software werden die Werte in grafische Elemente umgewandelt und mit Beamern nachts aufs Blattwerk projiziert.

Zurück an den Fluss geht Carsten Nicolai mit einer "Invertierten Landschaft", einem 10-mal-10-Meter-Ponton in komplex-kristalliner, aber flacher Form. Durch die unterschiedlichen Lichtsituationen bei Nacht und Tag scheint nach Einbruch der Dunkelheit ein schwarzes Quadrat auf beleuchteter Wasserfläche zu schweben, während die Insel tagsüber eher einem flach geschliffenen Edelstein ähneln dürfte. Nicolai geht es um die Polarität von Nacht und Tag. Überhaupt weckt die Präsentation der Entwürfe den Eindruck, die beteiligten Künstler hätten sich vermehrt Gedanken um den Tag gemacht. Vor allem im Jahr 2000 vergingen viele Lichtparcourswerke zur Morgendämmerung wie lichtscheues Vampirvolk.

Candice Breitz setzt am Rand der Oker ihre Arbeit mit Videoporträts fort. Für ihr Projekt "Twin City" sucht sich Breitz aus jeder der acht Partnerstädte Braunschweigs eine Person aus, die täglich zu einer bestimmten Zeit auf einem von acht Bildschirmen erscheinen soll. Mit der Installation soll eine „informelle Plattform für Kommunikation zwischen den Braunschweigern und ihren entfernten ,Twins' entstehen" - Breitz kritisiert, dass Städtepartnerschaften trotz aufwändiger Budgets viel zu selten zu Austausch und Begegnung führen. Die Südafrikanerin steht für eine "Lichtparcours"-Generation, die sich diesmal eher Orte abseits der die Oker überspannenden Brücken sucht. Aber Breitz baut eine. Auch ihre Arbeit könnte 2010 zum leuchtenden Beispiel werden.


Bis zum 29. März. Mehr unter www.kunstverein-bs.de