Holstentor

Künstler stellt begehbare Camera obscura in Lübeck auf

Fotografie wie in der Antike: Der Kölner Künstler Martin Streit hat eine begehbare Camera obscura in Lübeck aufgebaut und zeigt damit das Wahrzeichen Holstentor von einer ungewohnten Seite

Hier begegnen sich Kunst und Physik: In einer begehbaren Camera obscura, die derzeit auf der Grünfläche vor dem Holstentor ausgebaut wird, können Besucher vom 21. Mai an das Lübecker Wahrzeichen aus einer ungewohnten Perspektive erleben. "Das Holstentor steht Kopf" heißt die Ausstellung des Künstlers Martin Streit, die durch eine Schau im St. Annen-Museum ergänzt wird. Beide Teile der Ausstellung sind bis zum 28. August zu sehen.

Das Prinzip der Camera obscura ist seit der Antike bekannt. Fällt durch eine Lochblende Licht in einen ansonsten dunklen Raum, so erzeugt es auf der gegenüberliegender Fläche ein seitenverkehrtes und auf dem Kopf stehendes Bild. Die Camera auf der Holstentorwiese ist allerdings besonders groß. Sie ist fast 14 Meter lang, 2,40 Meter breit, mehr als fünf Meter hoch und wiegt rund 13 Tonnen. In der Außenwand der begehbaren Installation befindet sich in etwa vier Metern Höhe ein Loch von zwei bis drei Zentimetern Durchmesser, durch das das Tageslicht in den ansonsten vollkommen dunklen Innenraum dringt.

Das Bild des Holstentores werde im Inneren der Installation wie ein gemaltes Bild erscheinen, sagte Streit beim Aufbau der in zwei Containern angelieferten Camera. "Dadurch wird das reale, bis heute vielfach fotografierte Bauwerk in eine poetische Bildsprache transformiert", sagte er. In dieser konzentrierten Atmosphäre werde das Sehen selbst und der das Bild erzeugende Prozess zum Thema. Dadurch sei das Arbeiten mit der Camera obscura die Fortsetzung seines malerischen Strebens, sagte Streit.

Im St. Annen-Museum sind weitere Aufnahmen zu sehen, die der Künstler mit einer tragbaren Camera obscura in den zurückliegenden Monaten angefertigt hat.