Das Leben der Bilder

W.J.T. Mitchell. Verlag C.H. Beck.
272 Seiten. 16,95 Euro

In Zeiten von Handykameras und Internet kann man sich die Aufregung, die der amerikanische Kunst historiker W. T. J. Mitchell 1994 mit seinem Buch „Picture Theory“ hervorrief, kaum noch vorstellen. Mitchell verkündete darin den pictorial turn. Damit wendete er sich gegen den linguistic turn, den Richard Rorty 1967 ausgerufen hatte. Rorty meinte, sämtliche kulturellen und sozialen Phänomene als Text lesen zu können; W. J. T.Mitchell betonte, dass sich unsere Welterfahrung vorrangig über Bilder vollziehe und wir in einer visuell geprägten  Kultur lebten.
In seinem neuen Buch treibt Mitchell seine These ein Stück weiter und schreibt Bildern einen Willen und eine Seele zu. „Was will das Bild?“ fragt Mitchell und findet Beispiele für das Eigenleben der Bilder in der Kunstgeschichte ebenso wie in den Aufnahmen der einstürzenden Twin Towers oder auf Platten - covern. Mitchells Befund ist nicht neu: Er selbst sieht in Hollywoodfilmen oder den neuesten Bildverfahren der Computertechnologie den „uralten Mythos von der Schöpfung lebendiger Bilder“ zutage treten. Vielleicht war am Anfang ja doch nicht das Wort. Bislang ist die gesellschaftliche Dimension dieses Gedankens allenfalls ansatzweise erfasst. Genau deshalb ist Mitchell heute so spannend.