Le Corbusiers DVD-Box

Das Leben ist eine Baustelle

Die beste Zeit ist abends, dazu Rotwein und nervösen Jazz. Denn was man da ab sofort auf seinem Heimcomputer abspielen kann, ist eine kleine Sensation: Erstmals sind Le Corbusiers Pläne, Skizzen und Zeichnungen auf DVD erhältlich. Drei Jahre lang hat der Verlag Codex Images International daran gearbeitet und rund 35 000 Pläne, Zeichnungen und Studien, bis dato nur in der Pariser Fondation Le Corbusier auf Mikrofilm einzusehen, digitalisiert. Bis Ende des Jahres wird der Architekturverlag Birkhäuser die über 300 Projekte auf 16 DVDs herausbringen. Leider hat der Aufwand auch seinen Preis: die vier chronologisch angelegten Boxen kosten 5800 Euro. Eine einzelne Box mit jeweils vier DVDs 1600 Euro. Die Chronologie startet 1905 mit der Villa Fallet, Le Corbusiers erster architektonischer Arbeit in dessen Geburtsort Chauxde- Fonds, und endet 1964 mit dem Entwurf der französischen Botschaft in Brasilia. Universitäten und Institutionen soll die Digitalisierung in Zukunft die Einsicht in des Meisters Werk erleichtern.

Für den reinen Privatspaß ist die Kollektion fast unerschwinglich. Wer sich immerhin eine der vier Boxen leisten will, wird zumindest jede Menge Geld an den unzähligen Abenden sparen, an denen er ab sofort lieber zu Hause bleibt. Denn das Eintauchen in die Projekte ist einmalig. So erkundet man zum Beispiel die legendären Villas La Roche-Jeanneret in Paris, geplant für den Bankier La Roche und Le Corbusiers Bruder. Nach Wunsch gibt es zunächst eine Foto-Tour durch die Gebäude, Kenner widmen sich gleich den 244 Plänen zum Bauprojekt. Manche sind nüchterne Grundrißansichten, andere zeigen Le Corbusiers energisch geschwungenen Strich, mit dem er das geplante Treppengeländer im Inneren der Villa umreißt, als habe er dem befreundeten Bankier und Kubismus-Sammler La Roche eher eine interne Rennstrecke konstruieren wollen.

Mit einem speziellen Vergrößerungsprogramm erkennt man plötzlich kleinste Details, lässig hingekritzelte Randkommentare des Architekten. Da viele Blätter beidseitig beschrieben wurden, kann man sie mit dem Programm sogar wenden. Wer die Pläne nicht ganz kommentarlos erkunden will, läßt sich von Spezialisten wie Stanislaus von Moos oder Arthur Rüegg durch die Geschichte des jeweiligen Bauprojekts führen. Höhepunkt der DVD ist schließlich die Printtaste. Klickt man sie an, um die wunderbaren Handzeichnnungen endlich auszudrucken, erscheint der Warnhinweis, daß der Gebrauch der Materialen für kommerzielle Zwecke nicht gestattet ist. Man redet sich kurz ein, daß Partyeinladungskarten mit Le-Corbusier-Skizzen vorne drauf eine höchst private Angelegenheit sind, und betätigt zufrieden die Taste. Mal abgesehen vom stets mitgedruckten Logo der Fondation sind die Ergebnisse traumhaft.

Architekturverlag Birkhäuser, vier Boxen mit jeweils sechzehn DVDs, 5.800 Euro