Zwei Galeristen über den Größenwahn der Kunstszene

"Das System ist so was von abgefuckt"

Ihre Galerie CFA hat die Kunstmetropole Berlin geprägt: Nicole Hackert und Bruno Brunnet verschafften vielen Künstlern eine erste Adresse in der Hauptstadt. Gelohnt hat es sich nicht immer. In der Juli-Ausgabe von Monopol beklagen die beiden Galeristen den Größenwahn der Szene. Plus: Kunstspekulant Stefan Simchowitz packt aus

Den grassierenden Größenwahn der Kunstszene haben Nicole Hackert und Bruno Brunnet von der Berliner Galerie Contemporary Fine Arts scharf kritisiert. In der Juli-Ausgabe von Monopol bezeichnet Brunnet das System als „abgefuckt“. Künstler gebärdeten sich als Superstars, die die Galerien wechseln, wie sie wollen. Und die Galerien konkurrierten mit immer größeren Räumen und immer mehr Filialen um Marktanteile. „Alle nehmen das begehrlich auf: die Zahlen, die Partys, den Glamour. Das verschafft Aufmerksamkeit. Dabei mitzumachen finde ich fast nur noch öde. Ich dachte immer, dass die meisten Leute satt sind, wenn sie satt sind. Das ist aber nicht so“, so Brunnet, der in seiner Kritik im Interview mit Monopol auch einige Künstler und Kollegen namentlich nennt.

Deutschland, so Hackert, sei im Übrigen von den ganz großen Erfolgen im Kunstmarkt mittlerweile abgekoppelt: „Konkurrenzfähig sind wir in Berlin nicht.“

Zum Kunstmarkt hat Monopol für die Juli-Ausgabe noch einen weiteren kontroversen Akteur interviewt: Der Kunstberater Stefan Simchowitz gilt als Inbegriff des Spekulanten. Er kauft Werke junger Talente in großen Mengen auf und vertreibt sie zu deutlich höheren Preisen an sein Netzwerk aus Sammler-Spekulanten. Im Gespräch mit Monopol weist Simchowitz die Kritik als Heuchelei zurück: Jeder in diesem System sei gierig. „Als Geschäftsmann sorge ich dafür, dass meine Kunden eine gute Ware zu einem fairen Preis bekommen. Deshalb habe ich so viele Kunden. Ich lasse immer ein bisschen Fleisch für sie am Knochen. Und das unterscheidet mich von den Galerien, die nur ihren eigenen Profit maximieren wollen trotz der langfristigen Auswirkungen auf ihre Künstler.“

Für Simchowitz schaden nicht Auktionshäuser oder die Spekulanten dem Kunstsystem, sondern die Galerien, die alles kontrollieren wollen: "Galerien treiben die Preise künstlich in die Höhe, um Spekulation zu verhindern, und schröpfen den Gewinn für sich alleine ab. Aber ich liebe Spekulation. Denn bis zu einem gewissen Grad ermöglicht sie die Verbreitung kultureller Artefakte. Es ist wie ein Virus, man kann es nicht stoppen."

Die kompletten Interviews lesen Sie in der Juli-Ausgabe von Monopol. Titelthema: "Die 90er: Warum uns diese Epoche nicht verlässt." Außerdem: Putins Alptraum - Die Manifesta in St. Petersburg