Insta-Q&A: Inneneinrichtung extrem

"Das Gehirn wird von Bildern infiziert"

In unserem Instagram-Fragebogen stellen wir Kreative mit ambitionierten Accounts vor. Diesmal: Ksenia Shestakovskaia, die unter @decorhardcore Inneneinrichtungs-Bilder sammelt, die so gar nicht zur aufgeräumten Ästhetik Instagrams passen wollen

Warum sind Sie auf Instagram?

Der Drang, eine Seite zu erstellen, die sich alternativen Formen der Inneneinrichtung widmet, entstand aus meiner Langweile und meiner Frustration über das aktuelle Angebot an trendbasierten Inhalten, denen es an visuellem Nervenkitzel fehlt. Außerdem ist Instagram so ziemlich meine einzige Verbindung zur Außenwelt: ich besitze keinen Fernseher, lese keine Zeitungen und vermeide die Auseinandersetzung mit jeglicher Form von ungefilterten Nachrichten jenseits meines von mir selbst kuratierten Feeds. Zudem bin ich ein Visualitäts-Junkie, süchtig nach einem konstanten Strom an Bildern. Durch Bilder kann ich mich selbst am einfachsten ausdrücken.

Wie sieht Ihr Rechercheprozess aus?

Ich habe kein festes System. Manchmal suche ich einfach nach besseren Abbildungen von etwas, das mir auf Instagram begegnet ist, ein andernmal dürste ich nach einer bestimmten Farbe und durchwandere dann zum Beispiel das Internet auf der Suche nach einem säuregelben Badezimmer. Farbe ist für mich das wichtigste Parameter – Bildern mit anämischer Farbgebung schenke ich keine Aufmerksamkeit. Google-Suchen basierend auf Farben funktionieren für mich am besten. Eine weitere Strategie ist es, durch mir unbekannte „Welten“ zu streifen – mir also beispielsweise Bars, Kinos und Hotellobbys in Brasilien oder Saudi-Arabien anzuschauen. Spezifische Rechercheaufgaben wie jene für Gucci Beauty sind sehr aufwendig. Ich wurde beauftragt, Schminktische aus verschiedenen historischen Perioden zu kuratieren. Das war unglaublich schwierig und zeitaufwendig, aber ergab herrliche Resultate.

Wie viel Zeit verbringen Sie auf Instagram?

Viel Zeit, die ganze Zeit. Ich mache hin und wieder ein- bis zweitätige Pausen, wenn ich etwas Raum brauche, um meine Gedanken neu zu ordnen ­– so wie man in Parfumgeschäften den Geruch von Kaffeebohnen einatmet, um die eigene Geruchswahrnehmung zu neutralisieren. Um ehrlich zu sein glaube ich, dass man sich selbst und seine Vision mit weniger zeitlichem Investment nicht wirklich repräsentieren kann. Viele verschiedene Aspekte müssen täglich bedient werden: scrollen, speichern, recherchieren, mit Leuten interagieren (das ist der beste Teil!) und das Gehirn von den Bildern infizieren lassen. Ein Großteil meiner Inhalte sind Reposts, deshalb muss ich schnell, bestenfalls die erste sein, die ein gutes Bild sieht und weiterverbreitet. Ich muss obenauf bleiben.

Was stört Sie an Instagram / an sozialen Medien?

Verklemmte und hasserfüllte Kommentare, schamlose Selbstvermarktung, unvernünftige Anfragen, gekaufte Likes und Kommentare, Instagram-Bios, die mit "just for fun" beginnen, Fragen wie "wo ist das?", wenn der Aufnahmeort des Bildes markiert wurde.

Was ist Ihr Lieblingsaccount?

@sciuraglam!!!! Jeder Post erwärmt mein Herz, erfreut meine Augen und lindert meine Angst vor dem Altern (ich bin eine Frau in den frühen 40ern). Die schicksten Damen Mailands, deren "erster Frühling" bereits hinter ihnen liegt, können einem einiges über wahren Stil und Anmut beibringen. Endlich eine Seite, die Jugend nicht als Trend promotet. PURE AMORE!