Lucy McKenzie in Köln

Dem 19. Jahrhundert eine Bühne

Sie meint es wirklich ernst. Statt sich weiter um ihre sensationelle Karriere zu kümmern, ging sie lieber noch mal zur Schule: Lucy McKenzie, Jahrgang 1977, lernte in den vergangenen zwei Jahren illustrierende Dekoration am Brüsseler Institut supérieur de peinture Van Der Kelen Logelain. Dort wird das Handwerk noch unterrichtet wie vor 127 Jahren. Im Museum Ludwig stellt die Absolventin nun ein erstes Ergebnis dieser Lehrzeit aus. Bemalte Leinwände hat sie zu einer fast sieben Meter hohen Kulisse verbunden und darauf eine Treppe gemalt, die sich über drei Stockwerke zieht. Die schmalen Stufen, die in die Galerie der Kölner Institution führen, ergänzen dieses Setting ideal; auf ihnen kann sich der Betrachter, in der Annäherung an die Kunst, bereits als Teil des Bühnenbilds erleben.
Aber McKenzie geht es nicht um Einfühlung. Die Leinwände sind nur teilweise ausgefüllt, manchmal allein die Umrisse des Interieurs sichtbar. Es muss genug Raum zum Denken bleiben. Schon in früheren Arbeiten bezog sich die Künstlerin auf Ideen des 19. Jahrhunderts, Schönheit und Alltag, Kunst und Kunsthandwerk, Architektur und Leben zusammenzubringen.
In der aktuellen Installation bilden Art nouveau und die Vorläufer der Moderne eine mehr als blasse Referenz, doch was schnell überspannt wirken könnte, erdet die Malerin, indem sie 100 Jahre alte Entwürfe belgischer Innenausstatter zu Hilfe nimmt – und sie mit 100 Jahre alter Technik bearbeitet. Neben dem Bühnenbild stehen Torsi, denen Lucy McKenzie gefundene Kleider angezogen hat, ein „Vorschlag für Arbeitsgarderobe von Malerinnen“. Nun gut, ein bisschen überspannt wirkt das Ganze dann doch.


Museum Ludwig, Köln, bis 26. Juli 2009