Umbettung von Franco

Der Diktator muss umziehen

Der spanische Diktator Franco wurde 44 Jahre nach seinem Tod und unter Protesten von Anhängern aus dem Grab geholt. Das bombastische Mausoleum "Tal der Gefallenen" soll keine Pilgerstätte für Rechte mehr sein

Die streng abgeschirmte Exhumierung des Gewaltherrschers Francisco Franco (1892-1975) fand am gestrigen Donnerstag im Mausoleum im "Tal der Gefallenen" nordwestlich von Madrid statt. Sie wurde von Demonstrationen begleitet. Viele Menschen riefen immer wieder "Viva Franco!" und hoben den rechten Arm zum faschistischen Gruß. Der Leichnam wurde mit einem Hubschrauber der Streitkräfte zum Friedhof El Pardo-Mingorrubio am Nordrand der spanischen Hauptstadt geflogen, wo auch Francos Witwe begraben liegt. Der Helikopter stieg genau vor dem Kreuz, das über dem Mausoleum thront, in den blauen Himmel.

Die Umbettung war von der sozialistischen Regierung beschlossen worden, um den Wallfahrten von Rechtsextremen zum gigantischen Mausoleum ein Ende zu bereiten. Das Monument nach Entwürfen der Architekten Pedro Muguruza und Diego Méndez  besteht aus einer künstlichen Höhle im Felsen, in der sich eine riesige Basilika mit einer Kuppel von 42 Metern Höhe befindet. Darüber steht das 152 Meter hohe Betonkreuz, das wahrscheinlich höchste freistehende Kreuz der Welt.

Das gigantomane Monument wurde ab 1940 von Zwangsarbeitern aus Francos Konzentrationslagern gebaut und erst nach 19 Jahren fertiggestellt. Es sollte die langlebige Verehrung von Francos Herrschaft buchstäblich in Stein meißeln. Neben dem langjährigem Grab des Diktators befinden sich dort auch die letzte Ruhestätte des faschistischen "Falange"-Gründers José Antonio Primo de Rivera und die Gebeine zehntausender Gefallener aus dem spanischen Bürgerkrieg.  

Erinnerungskultur spaltet die Gesellschaft

Der Franquismus spaltet bis heute die spanische Gesellschaft. Während auch ranghohe Politiker des konservativen Spektrums Widerstand leisteten und Anhänger von "Grabschändung" sprachen, feierten Linkspolitiker und Vertreter der Opfer einen "historischen Tag".

Die weitere Zukunft des "Tals der Gefallenen" ist weiterhin umstritten. Die Sozialisten wollen auch Primo de Rivera und die Kämpfer des Bürgerkriegs exhumieren und aus dem Denkmal der Kriegsherrlichkeit einen Ort der Versöhnung machen. Was allerdings nach den vorgezogenen Neuwahlen Anfang November passieren wird, lässt sich nicht mit Sicherheit sagen. Langfristig gibt es keinen Konsens für die Nutzung des Ortes, über die nach dem Ende der Franco-Diktatur lange gar nicht gesprochen wurde. Die Vorschläge reichen von einem Mahnmal nach Vorbild deutscher Konzentrationslager bis zu einem Ehrenfriedhof für Soldaten.  

Bei der Exhumierung Francos durften gestern nur 22 Mitglieder der Familie Franco und Justizministerin Dolores Delgado anwesend sein. Das Mausoleum war weiträumig abgeschirmt. Zunächst musste eine tonnenschwere Steinplatte gehoben werden, unter der der Machthaber begraben war. Auf Wunsch der Angehörigen sollte Franco trotz Schäden im selben Sarg umgebettet werden, in dem er seit November 1975 ruht. Auf dem Friedhof war eine Messe im engsten Kreis geplant.