Als Maler ist Gerhard Richter weltberühmt. Doch heute bespielt der inzwischen 93-Jährige das Medium kaum noch. Er ist zum Zeichner geworden, und auch als solcher muss er seine selbst auferlegte Maxime erfüllen: "Das Eigentliche, das Schwierigste ist aber, etwas zu machen, das gut ist." Das gilt insbesondere im Medium der Zeichnung, da jedes Zögern, jede Unsicherheit und Inkonsequenz auf dem Papier Spuren hinterlassen würde.
Die Graphische Sammlung München macht sich nun für die Zeichenkunst Gerhard Richters stark, in einer Ausstellung mit 81 speziell für dieses Projekt erarbeiteten Werken. Der seriellen, von asketischer Strenge geprägten Hängung stellt Richter ein neu geschaffenes, den Ausstellungsraum überstrahlendes "Strip-Painting" gegenüber. Im Eingangsbereich kommt noch die "Edition Schädel" von 2017 hinzu, die in einer der zwölf ansonsten unbestückten Schauvitrinen für Grafik präsentiert wird.
Mit dem Projekt "81 Zeichnungen ∙ 1 Strip-Bild ∙ 1 Edition" ist Gerhard Richter eine radikale Präsentation seiner aktuellen Zeichnungen im Museumsraum gelungen. Einmal mehr erörtert die Staatliche Graphische Sammlung München hier die Frage nach dem Stellenwert der Zeichenkunst im 21. Jahrhundert. Die Institution betont die Rolle des Mediums als Impulsgeber innerhalb der Kunst und befragt die Zeichnung als existenzielle Ausdrucksform des menschlichen Intellekts und der Schöpfungskraft. Gerhard Richter liefert Musterbeispiele dieser Disziplin.