Museum Kurhaus Kleve

Der Schatz am Rhein

Zu seiner allerersten Schau in Europa platzierte ein junger amerikanischer Künstler namens Bruce Nauman 1968 nur ein Tonbandgerät in einem leeren Düsseldorfer Raum und ließ es in Endlosschleife Geräusche abspielen. Die Eröffnungsfeier bestand im Wesentlichen darin, dass Nauman mit einem jungen deutschen Maler namens Gerhard Richter und dem Galeristen ein Bier trinken ging.

Der hieß Konrad Fischer, hatte ein Jahr vorher seine eigene Künstlerkarriere zurückgestellt, um die Werke anderer anzubieten, und sollte nicht nur bei Nauman den richtigen Riecher haben. Konzeptkunst, Minimalismus, Land-Art: Fischer pickte die Protagonisten heraus. Er organisierte die Europadebüts von Carl Andre und Richard Long, er brachte die Kuben von Sol LeWitt und die weißen Bilder von Robert Ryman hierher, er präsentierte die Iglus von Mario Merz und die Fädeninstallationen von Eva Hesse. Bernd und Hilla Becher zeigten bei ihm ihre frühen Fotoserien, Hanne Darboven führte ihre Schreibzeichnungen und Lawrence Weiner seine Buchstaben vor. Auch bei der jüngeren Generation gelang es Fischer immer wieder, spannende Künstler für sich zu gewinnen, darunter Gregor Schneider, Manfred Pernice und Thomas Schütte.

Nachdem Fischer 1996 verstorben war, führte seine Frau Dorothee die Galerie weiter. Doch was über die Jahre in den Lagern verblieb, war der Öffentlichkeit bislang unbekannt.

Jetzt sind die Höhepunkte der Sammlung Dorothee und Konrad Fischer erstmals für eine Museumsausstellung arrangiert worden, die nach einer ersten Station im Museu d’Art Contemporani de Barcelona (MACBA) im November ins Museum Kurhaus Kleve kommt, kuratiert von Friedrich Meschede. „Von Carl Andre bis Gregor Schneider. Dorothee und Konrad Fischer: Archiv einer Haltung“ – schon der Untertitel demonstriert, wie sehr ein Händler mit entsprechender Kompromisslosigkeit in diesen Jahren Kunstgeschichte schreiben und nebenbei Hochkarätiges anhäufen konnte. Auch Bruce Naumans Tonbandgerät ist dabei – die Schau von 1968 wurde wohl nicht verkauft.

Museum Kurhaus Kleve, 14. November bis 20. März 2011