Diana Thater überlässt das Kunsthaus Graz Gorillas und ihren üblichen Verrichtungen

 Bemerkenswert an den Installationen der amerikanischen Videokünstlerin Diana Thater ist ihr Zugriff auf den bespielten Raum: Er ist total. Eine ihrer Techniken besteht darin, durch farbige Folien einfallendes Tageslicht zu verändern. Im Kunsthaus Graz hat sie den etwas theatralisch als „needle“ benannten Platz – die Aussicht auf die Stadt von ganz oben – grün gefiltert, was dem Ausblick wenig nützt, aber dem riesigen, irregulären Ausstellungsraum darunter ein grünes Auge aufsetzt.
Die Installation darin, genannt „gorillagorillagorilla“, hat ganz offensichtlich mit dem Darwin-Jahr zu tun, nach Graz wird sie weiterwandern ins Londoner Natural History Museum, im Rahmen der Gruppenausstellung „After Darwin: Contemporary Expressions“ (26.6.–29.11.). Was man sich schwer vorstellen kann, denn die Gorillavideos sind so schmucklos, nahtlos, lautlos in das Monsterkunsthaus zu Graz gegossen, dass man meinen möchte, sie gehörten zum architektonischen Entwurf.
Sie sind teils projiziert und werden andernteils auf blockartig zusammengestellten TV-Geräten gezeigt, die jeweils eine Einstellung als 12er- oder 16er-Puzzle wiedergeben. Man sieht, insgesamt, nicht viel mehr als prächtige Affen bei ihren üblichen Verrichtungen, wobei man ihnen einmal ganz nah ist, dann aber auch Zäune ins Bild kommen. An einem gibt ein Kenner ein Interview; ohne Soundtrack wird er „natürlich“ dem Affen ähnlicher. Thater kitzelt weder besonders den Aspekt des Schreckens noch des Humors, obwohl beides untergründig mit hineinspielt. Dass Thater selbst Wildlife-Aktivistin ist, sieht man der Arbeit nicht an, die eine Brücke schlägt, voller Eleganz, von der Beobachtung zur Abstraktion.
Die Gorillas sind übrigens im Gehege eines Kameruner Nationalparks gefilmt worden; Tiere, die „den illegalen kommerziellen Wildtierhandel“ überlebt haben. Man hofft, dass sie den Unterschied zu schätzen wissen. Ulf Erdmann Ziegler

Kunsthaus Graz, 31. Januar bis 17. Mai 2009