Heavy-Metal-Festival

Die Avantgarde von Wacken

In der Kunst reden alle von Diversität und Inklusion - ältere Leute sind damit aber fast nie gemeint. Insofern kann man die Seniorengruppe, die jedes Jahr zum Metal-Festival Wacken Open Air fährt, durchaus als revolutionär bezeichnen 

Der Publizist Diedrich Diederichsen hat mal geschrieben, dass Werte im Kulturbetrieb zunehmend über die "Aufgeregtheit junger, attraktiver Menschen" entstehen. Und wenn man heute in der Kunst über Inklusion und Diversität spricht, sind damit selten ältere Menschen gemeint, die nicht mehr den jungen hippen Standards der Kulturevent-Branche entsprechen. Unter allen -ismen, die derzeit beklagt werden, bekommt der "Ageism", also die Altersdiskriminierung, am wenigsten Raum. 

Insofern lassen sich die Bewohnerinnen und Bewohner des Seniorenheims "Haus am Park" in Heide in Schleswig-Holstein durchaus als identitätspolitische Aktivisten betrachten. Bereits zum sechsten Mal unternehmen die Reisegruppenteilnehmer zwischen 80 und 90 Jahren einen Ausflug zum Heavy-Metal-Festival Wacken, das man dann doch eher mit bärtigen muskulös-agilen Musikfans assoziiert. Das Festival, das an diesem Wochenende bereits zum 30. Mal stattfindet, legt jedoch Wert darauf, dass bei ihnen jeder willkommen ist. 

Mitte Juli machte im Internet ein Video von einem spanischen Metal-Festival die Runde, das einen Rollstuhlfahrer während eines Konzerts der Band "Arch Enemy" beim Crowdsurfing zeigt. Vielleicht machen Heavy-Metal-Fans einfach ein paar Dinge besser.