Corona-Krise

Die britische Kunstwelt sieht rot

Die Tate Modern und die Millennium Bridge in London leuchteten rot auf, um auf über eine Million Arbeitsplätze in der Unterhaltungsindustrie aufmerksam zu machen, die nach dem Ausbruch des Coronavirus ohne finanzielle Unterstützung sind
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Die Tate Modern und die Millennium Bridge in London leuchteten rot auf, um auf über eine Million Arbeitsplätze in der Unterhaltungsindustrie aufmerksam zu machen, die nach dem Ausbruch des Coronavirus ohne finanzielle Unterstützung sind

Die Kulturbranche in Großbritannien fürchtet  wegen der Corona-Maßnahmen um eine Million Arbeitsplätze. Aus Solidarität mit den technischen Crews leuchteten nun hunderte Kunstorte im ganzen Land, unter anderem die Tate Modern in London  

Ein wenig apokalyptisch sieht es aus, wie die Tate Modern in ihrem imposanten Industriebau an den Ufern der Themse blutrot leuchtet. Und apokalyptisch sind auch die Perspektiven, die viele Kulturschaffende für ihre Branche sehen. Bis zu einer Million Arbeitsplätze in der Kultur- und Veranstaltungsindustrie stehen laut des Branchenverbands "Professional Light and Sound Association (Plasa)" wegen der Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie auf dem Spiel, wenn es keine weitere finanzielle Hilfe vom Staat gibt. 70 Prozent davon sollen Freiberufler sein. Die Kampagne "Throw Us A Line" der Plasa bezieht sich auf eine Rettungsleine, die Ertrinkenden zugeworfen wird. Insgesamt nahmen über 300 Kulturorte in Großbritannien an der Aktion teil und tauchten ihre Gebäude als "Red Alert" in alarmierend rotes Licht. Was dabei allerdings nicht erwähnt wurde: Auch die Tate plant beispielsweise laut "Art Newspaper" einen Abbau von bis zu 300 Stellen wegen des erwarteten längerfristigen Besucherrückgangs.  

Bisher ist unbekannt, wann und unter welchen Voraussetzungen in dem Land wieder große Veranstaltungen mit Publikum möglich sein werden. Der Vorwurf der Initiatoren: Das bisher zugesagte Hilfspaket von gut 1,5 Milliarden Pfund für den Kultursektor komme nicht bei den Sound-Technikern, Beleuchterinnen oder Roadies an, die ein Event erst möglich machen. Die  Mitglieder der Plasa fordern von der britischen Regierung weitere finanzielle Unterstützung bis wieder Veranstaltung ohne coronabedingte Einschränkungen möglich sind. In London bildeten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Event-Branche mit ihren leuchtenden Handys eine Lichterkette entlang der Themseufer, um auf ihre Misere aufmerksam zu machen. "Großveranstaltungen sollen frühestens erst wieder im Frühjahr 2021 stattfinden, und die Realität ist, dass die Branche nicht so lange warten kann", sagte Plasa-Geschäftsführer Peter Heath laut Nachrichtenagentur PA. 

Konzerthallen und Theater sind in Großbritannien seit Mai geschlossen. Das Land gehört zu den Nationen mit den meisten Covid-19-Fällen. Bisher gibt es über 300.000 bestätigte Infektionen und rund 46.500 Todesfälle im Zusammenhang mit dem Virus. 

Auch die deutsche Veranstaltungsbranche hat bereits mit dem Motiv des roten Lichts auf die verheerenden wirtschaftlichen Folgen der Corona-Maßnahmen aufmerksam gemacht. Ende Juni leuchteten deutschlandweit in der "Night of Light" 8000 Gebäude und Plätze