Radiobeitrag

Die Klimadebatte erreicht die Museen

Schülerinnen schauen sich im Klimahaus in der Ausstellung "World Future Lab" einen großen Globus an
Foto: dpa

Schülerinnen schauen sich im Klimahaus in Bremerhaven in der Ausstellung "World Future Lab" einen großen Globus an

Ein offener Brief als Weckruf für den deutschen Kunstbetrieb: In dieser Woche forderten Spitzen wichtiger Museen mehr Unterstützung beim Klimaschutz. Zum ersten Mal treten damit Ausstellungsmacher in Deutschland gemeinsam für Nachhaltigkeit ein

Eigentlich sieht Yilmaz Dziewior überall guten Willen zu einem umweltfreundlichen Handeln im Museumsbetrieb, "aber es ist einfach schwierig". Der Direktor des Kölner Museum Ludwigs ist einer von 25 Unterzeichnerinnen und Unterzeichnern eines offenen Briefes an Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) mit der Forderung nach einer zentralen "Taskforce, die sich einzig den klimapolitischen Herausforderungen in Museen und anderen öffentlichen Ausstellungshäusern widmet".

Zu den Erstunterzeichnern des von Monopol initiierten Vorstoßes zählen neben dem Museumschef aus Köln Kolleginnen und Kollegen aus Stuttgart, Düsseldorf, Hamburg oder Berlin, aber auch Künstler und Wissenschaftler.

Im Museum Ludwig müssten eigentlich die Klimaanlagen erneuert werden, aber der bürokratische Aufwand dafür sei immens, sagte Dziewior am Donnerstag im "Deutschlandfunk". Auch möchte er den Ökostromanteil seines Museums gerne von 40 auf 100 Prozent steigern, und zwar jetzt. Aber die Strombeschaffung für die städtischen Gebäude ist an das Vergaberecht gebunden und wird alle vier bis fünf Jahre durch eine europaweite Ausschreibung vorgenommen.

Die jetzt geforderte zentrale Taskforce könnte ein Ansatz sein, bürokratische Hemmnisse zu beseitigen: Die Zentralstelle solle zwischen Länder- und Bundesebene sowie zwischen Ministerien und Museen vermitteln. "Sie sollte die Museen beraten, gemeinsam mit ihnen konkrete Ziele formulieren und zügig einen Maßnahmenkatalog für einen nachhaltigeren öffentlichen Kunstbetrieb erarbeiten." Themen sind dabei Klimatisierung, Licht, Leihverkehr, Mobilität, Heizung, Abfallmanagement, Neubauten, Material- oder Produktwahl. Am Ende könne ein staatliches Gütesiegel für Museen stehen, wie es etwa Österreich schon eingeführt hat.

"Wir versuchen uns zu positionieren"

"Klimaschutz wird ein wichtiges Thema für die Documenta 15 in Kassel im Jahr 2022 sein", sagte Documenta-Generaldirektorin Sabine Schormann am Donnerstag der Dpa zur Begründung für den offenen Brief. Wenn Ausstellungen den Klimawandel behandeln, liegt die Frage nach den umweltpolitischen Bemühungen der Veranstalter auf der Hand. "Man macht sich angreifbar als Institution, wenn man nicht wirklich versucht, die Dinge anzugehen", sagte auch Dziewior dem "Deutschlandfunk". "Uns ist die ökologische Situation sehr bewusst, und wir versuchen uns zu positionieren. Deshalb habe ich auch den Brief mit unterschrieben."

Über die Recherchen zu einem grünem Museum, aus denen die Initiative zu dem offenen Brief entstand, über die konkreten Forderungen und Hintergründe sprach Monopol-Redakteur Daniel Völzke am Freitag mit Detektor.fm. Das Interview können Sie hier nachhören: