Vertraute von Andy Warhol

Die Künstlerin Brigid Berlin ist tot

Sie hielt das glamouröse Leben in Andy Warhols Factory fest und machte sich selbst zum Gesamtkunstwerk. Nun ist die Künstlerin Brigid Berlin im Alter von 80 Jahren gestorben

Der Künstler und Filmemacher John Waters hat Brigid Berlin einmal so beschrieben: "Eine Lady, die es liebt, Lunch zu essen, und es genauso liebt, nackt zu sein!" Die gebürtige New Yorkerin wurde als Vertraute von Andy Warhol, Schauspielerin und Chronistin des glamourösen Lebens in dessen Studio Factory bekannt. Wie die "New York Times" berichtet, ist sie nun im Alter von 80 Jahren gestorben. 

Brigid Berlin (später auch Brigid Polk) wurde in eine wohlhabende Familie geboren, die zur Wirtschaftselite New Yorks gehörte. Ihr Vater Richard E. Berlin war Präsident des Medienkonzerns Hearst Communications, sodass Brigid schon als Kind Kontakt zu Politikern und Superstars hatte. Wenn sie ans Telefon ging, konnte schonmal der spätere US-Präsident Richard Nixon oder der Schauspieler Clark Gable dran sein. Ihre Mutter hatte für sie eine Karriere als gut verheiratete Society Lady im Sinn, doch nach einer gescheiterten Ehe stürzte sich Brigid Berlin in den frühen 60er-Jahren in die Underground-Kunstszene der Stadt. 1964 lernte sie Andy Warhol kennen und gehörte bald zu seinen engsten Vertrauten (den Begriff "Groupie" verbat sie sich strengstens). 1969 behauptete Warhol in einem seiner Autorenschafts-Verwirrspiele, alle seine Werke seien von Brigid Berlin geschaffen worden. "In vieler Hinsicht wollte Andy so sein wie Brigid", schreibt John Waters in seinem Vorwort zum Buch "Brigid Berlin. Polaroids". Sie habe zwei Welten verkörpert: "Altes Geld, kombiniert mit Gefahr."

Brigid Berlin ist in mehreren Warhol-Filmen zu sehen, unter anderem beim Amphetamin spritzen in "Chelsea Girls" (sie lebte in der berühmten Künstler-Herberge Chelsea Hotel) und "Ciao Manhattan". In ihrer eigenen Kunst nutzte sie vor allem ihren Körper, zum Beispiel in ihren berüchtigten "Tit Prints", für die sie ihre Brüste in Farbe tauchte und auf Papier drückte. In ihren Skizzenbüchern sammelte sie Zeichnungen von Genitalien berühmter Künstler. Am berühmtesten wurden jedoch ihre Polaroids, mit denen sie obsessiv das Leben in der Künstlerkommune Factory und die New Yorker Undergroundszene dokumentierte. Nach dem Attentat auf Andy Warhol 1968 war Berlin die erste, die den versehrten Körper des Künstlers fotografieren durfte.

Über dessen Tod hinaus arbeitete Berlin für Warhols "Interview"-Magazin. Dem "New Yorker" sagte sie 2015, dass sie in ihrer Arbeit nie ein bestimmtes Thema verfolgt habe. Es ging ihr ums Dabeisein und Beobachten. Um das Drücken des Auslösers und das Herausziehen des Papiers, auf dem sich ein Motiv entwickelte. "Kein einzelnes Bild war jemals entscheidend", sagte sie.  Als Warhol ihr eines seiner Werke schenken wollte, lehnte sie ab. Sie wollte lieber eine Waschmaschine haben.