Haus des Kindes, Berlin

Die neue Kollektivwirtschaft: "7 mal 2" Galerien im Arbeiterpalast

Hausflure und Korridore wurden von Ausstellungsmachern schon einige Male als Austragungsort entdeckt, doch haben die Initiatoren von "7 x 2" nicht irgendein Gebäude für ihr Vorhaben ausgewählt: Lüttgenmeijer, Galerie Ben Kaufmann, Croy Nielsen und Sommer & Kohl nehmen sich mit dem zu DDR-Zeiten als "Haus des Kindes" bekannten Bau am Strausberger Platz ein Gebäude vor, das den miefigen Charme von 50er-Jahre-Architektur in sich trägt.
 
Das zwölfstöckige Hochhaus gehört mit anderen "Arbeiterpalästen" entlang der Karl-Marx-Allee zur "Prachtstraße des Sozialismus". Wo einst verdiente Arbeiter, später Funktionäre lebten, treiben heute teure Eigentumswohnungen die gezielte  Aufwertung der Gegend voran. Man spricht schon von einem "Berliner Kunstghetto", in dem vermehrt Galeristen, Künstlern und Journalisten ihr zu Hause finden - so kann man auch auf den Türschildern, den ein oder anderen Namen der "7 x 2"-Mitstreiter entdecken.
 
Vom Denkmalschutz vor Veränderung bewahrt, vermittelt das "Haus des Kindes" trotzdem noch heute eine Vorstellung von der Vergangenheit. So wird man im Eingangsbereich von einer Wandbemalung begrüßt, die die Idealisierungsmaschinerie durch liebliche Illustrationen einer Mutter-Vater-Kind-Idylle wieder aufleben lässt. Doch wird das historische Erbe des Ortes nicht explizit zum Thema dieses Ausstellungsprojektes gemacht. "Wir gehen davon aus, dass die Kunst eine gute Symbiose mit den Räumlichkeiten eingeht", so der Galerist Ben Kaufmann gegenüber Monopol. "Mit den abgerundeten Raumecken und der Holzvertäfelung haben die knapp 40 Quadratmeter großen Foyers etwas von einem Salon mit gutem Flair im Ostambiente."
 
Der Anstoß zum Projekt kam vom Galeristen Markus Lüttgen, der gut mit der Örtlichkeit vertraut ist. Er fand schnell die Zustimmung der Bewohner, am ersten Maiwochenende Kunst vor ihrer Haustür vorzufinden. Aus der ursprünglichen Idee, sich als junges Kontrastprogramm zum etablierten Gallery Weekend darzustellen, wurde nichts, weil Croy Nielsen und Ben Kaufmann am großen Mairundgang ebenfalls teilnehmen. Vielmehr ging es nun darum, sich für Gäste zu öffnen. Dieser Anspruch ist geglückt. So wird sich beispielsweise die Berliner Galerie Tanya Leighton ihren Ausstellungsflur mit White Columns aus New York teilen, Croy Nielsen mit Tulips & Roses aus Vilnius, Sommer & Kohl mit Francesca Minini aus Mailand und Galerie Sandra Bürgel mit Bolte-Lang aus Zürich. Beteiligt am Rahmenprogramm ist außerdem das Magazin Texte zur Kunst oder auch die im Haus ansässige Sammlung Haubrok, die mit der von Jonathan Monk kuratierten Ausstellung "Collected things connected" geöffnet sein wird.
 
Die Künstlerliste der Galerien verspricht mit Liudvikas Buklys aus Litauen, dem Künstlerkollektiv Tres Cruces aus Uruguay, Vanessa Billy aus der Schweiz, Lucas Ospina aus Kolumbien und Aaron Pasternak aus Irland viel frischen Wind. Wer diesen am kommenden Kunstwochenende sucht, sollte stilecht in Begleitung seiner Sprösslinge in den Aufzug des "Haus des Kindes" steigen. Nur mit ihnen wurden einst die Erwachsenen in das Gebäude gelassen, zumindest dann, wenn sie in das damals dort ansässige Kindercafé wollten.
 

Die Ausstellung "7 x 2" ist am 3. Mai zu sehen, 11-18 Uhr, Strausberger Platz 19, Berlin.