DAAD-Galerie, Berlin

Die neue Seltsamkeit: Agnieszka Brzeżańskas Ausflüge in die Esoterik

Ihre Reise führte sie in außerirdische Welten, ein Jahr lang hat sie gedauert: Agniezska Brzeżańska war auf der Suche nach dem geeigneten Material für ihre neueste Arbeit „Playlist“, die zurzeit in der DAAD-Galerie in Berlin zu sehen ist. Ausgewählt hat die polnische Künstlerin, die 2008/2009 Stipendiatin des Berliner Künstlerprogramms war, 39 Youtube-Filme. Auf drei Wänden laufen sie gleichzeitig nebeneinander ab. Meditationsanleitungen in Spektralfarben, Mitschnitt von Forschungskonferenzen und Musikvideos mit psychedelisch wabernden Ornamenten.

 

Sie alle beschäftigen sich mit Grauzonen der Wissenschaften, mit übernatürlichen Kräften, esoterischen Philosophien. Der Betrachter kann sich auf einem der Bodenkissen niederlassen, die drei Lautsprecher sind so ausgerichtet, dass die Stimmen gespenstisch nah am Ohr wispern, obwohl sie einige Meter über einem schweben. Bilder und Sound überlagern sich. Der dunkle Raum verdichtet sich zur New-Age-Gedankenwelt. Wer das aushält, kann eine ganze Stunde Filme kucken.

 

An den Videos interessierte sie die typische Ästhetik, sagt Agniezska Brzeżańska. Welche Bilder werden für das Unbewusste, das Nicht-Sichtbaren gefunden? Die Künstlerin ist fasziniert, aber nicht überwältigt. Sie ist hier die Dokumentarin.

 

Dabei kann sie selbst eine Esoterikerin sein. Schon seit Längerem beschäftigt sich die 38-Jährige in ihrer Malerei, in ihren Collagen, ihren Fotografien und Videos mit Grenztheorien. Eine Foto-Arbeit von 2006 hat sie etwa Emma Kunz gewidmet, jener Schweizer Künstlerin, die mit dem Pendel Bilder malte und einen Stein mit heilender Wirkung gefunden haben mag. Der Ttitel „528Hz“ einer Schau im vergangenen Jahr bezog sich nicht nur auf Varianten von Herzformen, die Brzeżańska durchspielte, sondern auch auf die so genannten Solfeggio-Frequenzen, die ebenso Heilkraft haben sollen. Im Frühjahr eröffnet die große Einzelausstellung „Cosmic Equation“ im Kunsthaus Baselland, in der Agniezska Brzeżańska diese Arbeiten zu einem Abschluss bringen möchte (19. Mai bis 4. Juli).

 

Dort wird sicher auch ihre Malerei zu sehen sein, die bestimmt ist von organischen, flächigen Formen. In ihnen, sagt die Künstlerin, stecke keinerlei Informationen. Es scheint, als bilde sich das Unterbewusste mit dem Pinsel aus. Agniezska Brzeżańska führt technisch vielseitig das Erbe der Surrealisten weiter.

 

Im Nebenraum der DAAD-Galerie hängt eine Fahne. Darauf sind gelbe, blaue und weiße Kreise in unterschiedlicher Größe abgebildet. Es ist die Flagge jener weltweiten Gemeinschaft, die sich zur Aufgabe gemacht hat, außerirdisches Leben zu finden. Ein Zufall, dass sie so aussieht, als hätte sie Agniezska Brzeżańska entworfen?

 

„Playlist“, daad-Galerie, bis 08. Mai, täglich 11-18 Uhr, Zimmerstraße 90/91 10117 Berlin. Die Youtube-Kanal der Künstlerin finden Sie unter: www.youtube.com/user/anieska#g/p