Art Basel/Miami Beach

Die Politik der Körper

Auf der Art Basel/Miami Beach gibt es in dieser Woche einige hochkarätige Werke der lateinamerikanischen Avantgarden zu entdecken

Die große, vom Getty Institute organisierte Ausstellung "Pacific Standard Time: LA/LA", die diesen Herbst in verschiedenen Institutionen in Los Angeles stattfindet (siehe den großen Bericht in Monopol 11/2017) , hat das Interesse an den Avantgarden Lateinamerikas weiter angeheizt. Wie sich das in den Kunstmarkt übersetzt, wird man jetzt auf der Art Basel/Miami Beach sehen können. Von den 268 teilnehmenden Galerien stammt gut die Hälfte aus Nord- und Südamerika. Und bei aller Internationalität der Messe zieht sich das Thema der lateinamerikanischen Kunst wie ein roter Faden durch alle Sektionen.

Im "Survey"-Sektor, der Arbeiten von vor dem Jahr 2000 vorbehalten ist, finden sich prägende Persönlichkeiten der lateinamerikanischen Avantgarde. So wird die Ricardo Camargo Galeria aus São Paulo ihren Stand in das Atelier des 2010 verstorbenen brasilianischen Malers Wesley Duke Lee verwandeln, der in den 60er-Jahren mit Figuration und Assemblage eine brasilianische Version der Pop-Art etablierte. Die Galerie Espaivisor aus dem spanischen Valencia zeigt den chilenischen Künstler Carlos Leppe (1952–2015), der seine drastischen Körperperformances und Fotoarbeiten aus der Opposition zur Diktatur Pinochets entwickelte. Und die Galerie Robilant + Voena aus London komplettiert die Riege mit Arbeiten des chilenischen Architekten und Malers Roberto Matta (1911–2002), der sich von seinem Wohnsitz Italien aus ebenfalls vehement gegen die Diktatur engagierte.

Zu den Klassikern gehören auch die 1936 von Deutschland nach Argentinien ausgewanderte Fotografin Grete Stern (1904–1999), deren Arbeiten bei der Galerie Jorge Mara – La Ruche aus Buenos Aires zu sehen sein werden, und der Meister der tänzerischen Abstraktion Hélio Oiticica, den die Galerie Lelong & Co. (Paris/New York) nach Miami bringt. Spannend könnte auch die Präsentation der Galerie Jaqueline Martins aus São Paulo werden, die die brasilianische Videokünstlerin Letícia Parente (1930–1991) zeigt: Sie experimentierte schon in den 70er-Jahren mit Videokamera und Körperbildern.

Auch die jüngere Generation lateinamerikanischer Kunst ist auf der Messe gut vertreten. So bringt die Galerie A Gentil Carioca aus Rio de Janeiro Werke der 1971 geborenen Brasilianerin Laura Lima mit, die sich performativ und in Form von Assemblagen und Skulpturen mit dem Körper und sozialen Beziehungen auseinandersetzt. Im "Nova"-Sektor, der Werke präsentiert, die in den letzten drei Jahren entstanden sind, und bei den "Positions", wo sich die Newcomer zeigen, wird es dann ganz zeitgenössisch – und auch hier findet sich zwischen den vielen internationalen Positionen innovative Kunst aus Lateinamerika: So lässt der Brasilianer Rodrigo Bueno bei der Galeria Marilia Razuk Pflanzen aus Polstermöbeln wuchern.