BMW Guggenheim Lab in New York

Die Zukunft der Megacitys

Im 20. Jahrhundert galten begrünte Vorstädte als naturnahe Alternative zum Leben in der schmutzigen, industriellen Stadt. Erst kürzlich haben Umweltschützer die energiesparenden Tugenden der vertikalen Metropole im Unterschied zu den autoabhängigen Außenbezirken erkannt. So ist New York der optimale Ort für die erste Station eines internationalen Forschungsprojektes zum Thema Komfort im urbanen Kontext, das unter der Schirmherrschaft des Guggenheim Museums und mit Finanzierung von BMW seit dem 3. August den Diskurs zur Zukunft der Megacitys vorantreiben will.

Es ist das erste Mal, dass Kuratoren des New Yorker Guggenheim Museum aus dem Kokon des Tempels von Frank Lloyd Wright – für den die Motorisierung Amerikas noch eine Utopie bedeutete – heraustreten und die Architektur aus der Perspektive der Straße betrachten. Ebenso unerwartet ist das Engagement eines Autoherstellers für die Exploration von Infrastrukturen, die öffentliche Verkehrsmittel und das Fahrrad favorisieren.

Zwei Jahre, neun Großstädte
Es war das Stichwort “Mobilität”, erklärt Guggenheim-Direktor Richard Armstrong, das BMW zu einem überzeugenden Partner für das Nomadenprojekt mit seinen drei verschiedenen, für je zwei Jahre in insgesamt neun Großstädten installierten Pavillions machte. In den letzten Jahren ist dieser Begriff für BMW zum Leitmotiv einer neuen Selbstbestimmung in Europa geworden, wo weniger Leute einen Führerschein machen und der Besitz eines Autos an Attraktivität eingebüßt hat. Die zahlreichen Ausdrucksformen des Wunsches nach Mobilität – vom Tourismus bis zur Migration – und Konsequenzen wie Verkehrschaos und Umweltverschmutzung bieten einen idealen Ausgangspunkt, die Grenzen des Komforts zu definieren.

Fast scheint das sogenannte Guggenheim Lab als Antithese zum früheren kolonialistischen Ansatz der Institution, die unter dem ehemaligen Direktor Thomas Krenz ihr Branding mit glanzvollen Bauten auf globaler Ebene betrieb.  Die Gedankenschmiede operiert dagegen für die nächsten zwei Jahre aus einer Unterkunft, die sowohl funktional als auch ästhetisch ganz auf Flexibilität ausgerichtet ist. Die für Kleinbauten bekannte Firma Bow-Wow aus Japan pflanzte ihre offene Konstruktion aus Kohlefaser (dem Material des neuesten BMW-Modells) auf ein T-förmiges Grundstück im von Geschichtsträchtigkeit und Gentrifizierung geprägten East Village zwischen zwei alte Mietshäuser.

Hochkarätige Berater
Die beiden Architekturkuratoren Maria Nicanor und David van der Leer rekrutierten eine Reihe hochkarätiger Berater aus den unterschiedlichsten Disziplinen für ihr Experiment, das im Frühjahr nach Berlin und anschließend nach Mumbai übersiedeln wird. Der Dirigent Daniel Barenboim, der Psychologietheoretiker Nicholas Humphrey, Muchadeyi Ashoton Masunda, Bürgermeister von Simbabwes Hauptstadt Harare sowie prominente Architekten, Designer und Künstler werden ihre Konzepte für eine Stadt, die individuelle Bequemlichkeit mit ökologischer Verantwortung vereint, beisteuern. Doch noch wichtiger als die Ideen dieser professionellen Denker und Träumer sind die Vorstellungen aller Bürger zu der Frage, was das Leben in ihrer Stadt angenehm machen würde.

BMW Guggenheim Lab, bis 16. Oktober in New York