Drei Fragen an: Tony Cragg

Herr Cragg, gestatten Sie die Frage: Warum haben Sie für Ihr Kunstprojekt ausgerechnet Wuppertal ausgewählt? Die Stadt gilt als eine der hässlich- sten Deutschlands, selbst der Wuppertaler Kunstsammler Christian Boros zog mit seiner Sammlung lieber nach Berlin.
Das muss ich entschieden zurückweisen! Ich will gar nicht damit anfangen, welche Städte wirklich scheußlich sind. Wuppertal ist nicht unansehnlich, sondern sehr interessant. Und das nicht nur wegen Pina Bauschs Tanztheater, dem Von-der-Heydt-Museum, der Magnetschwebebahn. Auch die Umgebung, das Bergische Land, ist außerordentlich reizvoll. Wuppertal habe ich aber auch schlicht deshalb gewählt, weil ich hier seit 30 Jahren wohne.
 

Mit Ihrem Skulpturenpark ist die Stadt jetzt um eine Attraktion reicher. Das Gelände umfasst die ehemalige Villa und den waldartigen Garten des Fabrikanten und Anthroposophen Kurt Herbert. Was hat Sie an diesem Gebäude gereizt?
Es ist ein sehr auffälliges Bauwerk im anthroposophischen Baustil, mit geschwungenen Linien, organischen Formen, ungewöhnlich geschnittenen Räumen und verrückten Jalousien. Ganz hervorragend. Ich selbst bin kein Anthroposoph, finde das Gelände aber außergewöhnlich. Kurt Herbert hat beispielsweise schon in den fünfziger Jahren ein Telefonnetzwerk angelegt, das sich durch den Park zieht. Er war ein großer Geschäftsmann. Damals gab es natürlich noch keine Mobiltelefone, aber Herbert wollte so wie wir heute von Sitzbank zu Sitzbank seine Arbeit erledigen.
 

Was stellen Sie derzeit aus?

Im Park gibt es einen neugebauten Ausstellungspavillon, der mit drei großen Arbeiten von Mario Merz eröffnet wurde. Auf dem Rasen vor der Villa steht eine Skulptur von Wilhelm Mundt, außerdem finden sich in der Anlage Arbeiten von Tatsuo Miyajima, Eduardo Chillida und 18 Skulpturen von mir selbst, verteilt auf 16 Hektar. Noch ist viel Platz, aber nach und nach soll hier eine repräsentative Skulpturensammlung der Jetztzeit entstehen. Wir wollen keine schicken Shows, kein konzeptuelles Zeug, keinen dekorativen Showroom, sondern einen Ort für Menschen schaffen, die ein Interesse an Bildhauerei haben, die sich ernsthaft für Formen und ihre Bedeutung interessieren.