Dunja Herzog in Köln

Rotes Gold

Im Kölnischen Kunstverein begibt sich die Künstlerin Dunja Herzog auf die Spur des Kupfers in den präkolonialen afrikanischen Gesellschaften

Es gibt eine Froschplage im Kölnischen Kunstverein. Ein ganzer Schwarm seltsam zerdrückter und verzerrter Messingfrösche erobert die Ausstellungsräume. Es sind Abgüsse von getrockneten Tieren, die Dunja Herzog auf einem Markt im nigerianischen ­Oshogbo gekauft hat. "Sie werden dort als Heilmittel verkauft, tragische Wesen", erzählt die Künstlerin. Herzog ließ die Frösche in Benin-Stadt in Messing gießen, das teils aus Elektroschrott gewonnen wurde. In Köln erscheinen sie nun als zombiehafte Heimsuchung, die an den ausbeuterischen Kreislauf der Rohstoffe erinnert, mit dem westliche und afrikanische Länder bis heute verbunden sind.

Herzog, 1975 in Basel geboren, lebte als Kind zwei Jahre in Kamerun, ihre Eltern arbeiteten dort als Ärzte. Seit 2006 reist sie regelmäßig in verschiedene afrikanische Länder, im vergangenen Jahr hat sie in Lagos gelebt, wo sie 2017 auch an der Biennale teilnahm. Wenn sie sich  kolonialistische Verflechtungen zum Thema mache, befrage sie gleichzeitig auch immer ihre eigene Rolle, sagt sie: "Ich muss reflektieren, was es bedeutet, wenn ich als privilegierte weiße Künstlerin in afrikanischen Ländern arbeite."

Wichtig ist ihr dabei, dass sie die Kunst auf ihren sozialen Nutzen abklopft – wie mit dem Projekt "Red Gold": Gemeinsam mit Designern und Handwerkern aus Benin-Stadt produziert Herzog eine Kollektion von Schmuck aus Elektroschrott-Kupfer, die in einem Onlineshop unter redgoldimportexport.com vertrieben wird. Dort kann man die komplexe Recherche nachlesen, die dahintersteht: von der Rolle des Kupfers in den präkolonialen afrikanischen Gesellschaften, die dieses Metall wegen seiner Eigenschaft, Energie zu übertragen, höher schätzten als Gold, von Kupferringen als Zahlungsmittel im Handel zwischen Afrika und Europa, vom Diebstahl der Benin-Bronzen und dem heutigen Müllhandel.

In der Ausstellung im Kölnischen Kunstverein spinnt Herzog den Faden weiter bis in die Geschichte der deutschen Kupfergewinnung in der frühen Neuzeit, die auf interessante Weise parallel läuft mit dem Hexenglauben – so führt ein Film in eine alte Mine im Harz. Die Ausbeutung von Mensch  und Natur hat tiefe Wurzeln – Herzog versucht, sie auf poetische Weise zutage zu fördern, nicht mit dem politischen Hammer.