"Akademie [Arbeitstitel]" in Düsseldorf

Der Audioguide

Fotos: Katja Illner
Fotos: Katja Illner
Wyr "Audio Walk", 2017

Wie vermittelt man eine Ausstellung, die sich täglich verändert, deren Räume teils wöchentlich anders aussehen? Was passiert in den Phasen des Auf- und Abbaus, was bleibt bestehen, wenn drum herum alles im Fluss ist?

Der Beitrag des Kollektivs Wyr zur Ausstellung "Akademie [Arbeitstitel]" widersetzt sich allen Grenzen, die durch Räumlichkeiten, Öffnungszeiten oder Umbauphasen gesetzt sind und ist auch außerhalb des Hauses erlebbar. Aus vor Ort und im Archiv gesammelten Soundschnipseln, Gesprächsfetzen, Klängen und Beobachtungen hat Wyr einen Audiowalk konzipiert, der die letzten und die kommenden 50 Jahre Kunsthalle bespricht. Hinter Wyr stecken die Künstlerinnen Pia Litzenberger, Lea-Marie Lepper, Zoe Dittrich-Wamser, Swinda Oelke und Ji Eun Lee.

Auf allen Etagen sind graue Nummern auf dem Boden platziert, 2017 und 1983 sind dort zu finden, aber auch 2042 und 2067. "Wo komm ich her und was soll aus mir werden?", fragt eine Kinderstimme beim Beitrag zu 2017. Was aus einer Ausstellung wird, wenn sie vorbei ist, zeigt in 2023 der Leiter der Ausstellungstechnik bei seiner Führung durch das leere Gebäude. Die geht nicht zu Kunstwerken, sondern zu den Spuren, die ehemalige Ausstellungen hinterlassen haben. Ein unter der Fußmatte klebendes Kaugummi, ein Performance-Überbleibsel aus "Akademie [Arbeitstitel]" ist dort ebenso übriggeblieben wie eine Macke im Boden von einer Treppenlift-Installation aus dem Jahr 2020.

 

Wenn es nach Wyr geht, wird die Kunsthalle 2041 zu einem "kuratorischen Mixed-Reality-Lab", in dem jeder die Ausstellungsräume nach eigener Vorstellung gestalten kann, um sich damit für den "Kuratorenpreis 2041" zu bewerben. "Zur Verfügung stehen 300 programmierte Kunstwerke Düsseldorfer Künstler ab 1990, verschiedene Ausstellungsarchitekturmodule und sensitive Sinnestrigger", die sich mittels VR-Brillen und Sensorenhauben und gesteuert durch das Blinzeln der Augen und Wedeln der Hände zu Ausstellungen arrangieren lassen. Sieht so die Zukunft des Ausstellungsmachens aus? In 50 Jahren wissen wir mehr, und auch dazu hat Wyr schon eine Idee: In 50 Jahren morpht das kollektiv Wyr zur Multitude Myr und erinnert an die letzten einhundert Jahre Kunsthalle.

Für alle, die gerade nicht in der Gegend sind ist der Audiowalk auch hier zu finden: www.myrmultitu.de.

Text: Leonie Pfennig