Kriegsfotograf Thomas Dworzak

"Ein kleiner Beitrag"

Herr Dworzak, Sie sind Mitglied der großen Fotoagentur Magnum und stellen bei der Schau „Frontline“ im NRW-Forum aus. Dort treffen klassische Werke der Magnum-Gründer auf neue Beiträge. Was ist zu sehen?
Die Schau zeigt den arabischen Frühling, die ganzen Umwälzungen im Nahen Osten seit Januar dieses Jahres. Mein Teil ist dabei über die Rebellion in Libyen. In Tunesien habe ich einen Tag lang Flüchtlinge fotografiert, vor allem Gastarbeiter aus China, Bangladesch und Thailand, die Libyen verlassen haben. Dann bin ich über Kairo und Ostlibyen nach Bengasi weitergereist und bin von dort aus der Rebellion gefolgt.

Wie gehen Sie damit um, dass die Bilder kurz Aufmerksamkeit erzeugen und die Länder dann oftmals wieder sich selbst überlassen sind?
Das ist die ewige Krux der ganzen Geschichte, ich glaube, die Bilder sind ein kleiner Beitrag dazu, nichts vergessen zu lassen, und auch dazu, bestimmte Dinge erst auf den Tisch zu bringen. Aber an dem Verhalten der Konsumenten der Geschichten kann ich auch nichts ändern. Es wäre von mir auch anmaßend, nach drei, vier Wochen in Libyen so zu tun, als könne man eine fundierte Stellung beziehen. Ich kenne mich zwar mit solchen Konflikten relativ gut aus und kann das einschätzen, aber im Großen und Ganzen geht es mir auch darum, das ein bisschen unklar zu lassen. Auch in meinen Bildern – je verwirrender meine Bilder sind, umso mehr haben sie ihr Ziel erreicht.

Kann man Bilder machen, die zu schön sind? Die zu gut aussehen für das, was man zu transportieren versucht?
Das ist eine der großen Fragen. Ich selbst bin ziemlich grob, was meine Fotografie angeht, ich unternehme da nicht viel – kein Photoshop oder ästhetische Tricks. Aber natürlich muss ich mich anstrengen, ein anständiges Bild zu machen. Es hat keinen Sinn, schlechte Sachen schlecht zu fotografieren. Es geht darum, einen Anspruch zu finden.

NRW-Forum Düsseldorf, bis 8. Januar 2012