Ein Schwert für St. Martin

Hollywood trägt ihren Schmuck: Seit 30 Jahren kooperiert die Goldschmiedin Gabi Dziuba mit Künstlern wie Martin Kippenberger oder Andreas Hofer.

 

 

So ganz verstehen kann Gabi Dziuba die Aufregung nicht. Gut, in der Septemberausgabe der US-Vogue trug die Starschauspielerin Keira Knightley eine ihrer Broschen. Mario Testino hat die Aufnahme im Berliner Atelier des Künstlers Andreas Hofer gemacht. Doch wenn die Münchnerin erzählt, wie es zur Kollaboration kam, klingt das sympathisch unaufgeregt. „Ich habe diese Brosche nach einem zentralen Motiv vom Andreas gestaltet, das immer wieder in seinen Bilder vorkommt. Von der Vogue-Geschichte hat er mir erzählt, als ich im Urlaub war, und ich habe gesagt: ‚Ja, macht das halt.‘“


Im Rampenlicht wollte die Schmuckdesignerin Gabi Dziuba, Jahrgang 1954, nie stehen. Dabei war sie in den vergangenen 30 Jahren mit einigen der wichtigsten deutschen Künstler befreundet, hat mit ihnen gefeiert – und Schmuckstücke entworfen. Keira Knightley kenne sie nur aus Filmen, aber sie weiß gute Geschichten zu erzählen vom Martin, vom Hans-Jörg und vom Günther. Kennen gelernt hat sie die Künstler Hans-Jörg Mayer und Günther Förg während ihres Studiums an der Münchner Akademie, wo Gabi Dziuba in der Goldschmiedeklasse von Hermann Jünger studierte. Auf Vernissagefeiern freundete sie sich mit Martin Kippenberger an, später auch mit der Kuratorin Karola Grässlin und dem Galeris­ten Christian Nagel.
Der Austausch zwischen den Klassen sei zu ihren Studienzeiten ganz selbstverständlich gewesen, beschreibt die Goldschmiedin die Anfänge ihrer Zusammenarbeit: „Die Maler haben gemalt oder auch nicht, und dann hat man mal was zusammen ausprobiert. Da steckte keine große Strategie dahinter.“ 


Gabi Dziubas Schmuck ist nah dran an künstlerischen Strömungen, bleibt dabei aber immer unprätentiös und lässig. Sie folgt eher spontanen Einfällen als einem ausgeklügelten Konzept – mitunter reicht als Anlass zu einer neuen Arbeit ein Spaß: „Mit Hans-Jörg Mayer hatte ich mal eine psychedelische Band. Wir nannten uns ‚Die Schlüssel‘ – darum hab’ ich dann auch Schlüsselanhänger gemacht.“ Wie es zum Bandnamen kam? „Es gab halt die Doors, also die Türen, drum haben wir uns Die Schlüssel genannt“, sagt sie und lacht.
Manchmal – wie im Fall von Hofer – sind es Bildmotive der Künstler, die Dziuba zu Schmuck werden lässt, manchmal haben sich Künstler schlicht Arbeiten der Designerin gewünscht. Für Martin Kippenberger entwarf Dziuba 1994 ein St.-Martin-Schwert aus Gold, mit Diamanten und Rubinen und einem Griff aus Ebenholz – ein Geschenk zum 41. Geburtstag des Künstlers. Heimo Zobernig gab bei Gabi Dziuba einen Ehering in Auftrag, auf diesem bilden Brillanten das Wort „Egal­Egal“ – ein Heiratsversprechen im Ton der Postpunk-Ära. „Ein bisschen zynisch ist es vielleicht, aber Heimo hatte ja selbst diese ‚Egal‘-Bilder gemacht. Wenn man Stress hat oder sich aufregt und dann auf den Ring blickt, ist das ganz schön, weil man’s nicht so schwernimmt“, sagt Dziuba. Und überhaupt: Große Fragen und große Antworten – die hat sie nicht so gern. „Das Kleine finde ich besser.“

 

Vom 1. Februar bis zum 22 März 2009 präsentiert Christian Philipp Müller

Schmuck von Gabi Dziuba in der Galleria Civica di Mondena, Italien.