Gruppenausstellungen Berliner Kunststudenten

Ein stiller Verweis auf vergangene Zeiten

Die Arndt Art Agency und die Galerie Burster zeigen Werke des Berliner Künstler-Nachwuchses

Die alte Leier: Seit Sokrates' Zeiten wird der jeweils jungen Generation nachgesagt, sie sei weder revolutionär, politisch noch kritikfähig. Dass aber auch der Akt des Schweigens eine Haltung sein kann, die von Stärke der Zurückhaltung und Selbstreflexion zeugt, beweisen Werke junger Meisterschüler von Berliner Kunsthochschulen. In der aus der Arndt-Galerie hervorgegangenen Arndt Art Agency in der Fasanenstraße sind jetzt zwei Wochen lang Arbeiten zu sehen, die Kurator Philipp Bollmann – seit 2008 Kurator der Sammlung Wemhöner – für die Veranstaltungsreihe "Berlin Masters" zusammengefasst hat. Bollmann stellte sich unter dem Titel "Silence as Attitude" die Frage, inwieweit junge Kunst noch politisch ist.

Eine auf den ersten Blick erkennbar politische Botschaft à la Beuys sucht man bei den ausgestellten Werken der 13 Künstler indes vergeblich. Eine subtile und zurückhaltende Ästhetik zeichnet die Arbeiten aus. Die gleichmäßig angeordneten und in Betonsockel eingelassenen Kiefernstämme der Künstlerin Lisa Drost etwa erinnern in ihrer ästhetisch präzisen Ausarbeitung an Minimal Art. Hinter der formalen Schönheit verbirgt sich zwar ein stiller, aber direkter Appell. Drosts Arbeit "Von Ferne, vom Wald" – unnatürlich perfekt angeordnete, tote Bäume – ruft dezent unseren Umgang mit der Natur in Erinnerung.

Phillip Lüttjohanns Werke "Salt and Vinegar" und "Rotkohl" führen die Funktion des Produktdesigns ad absurdum. Einer Chio-Chipstüte und einer Hengstenberg-Rotkohl-Konserve entzieht Lüttjohann die Farbe, entfremdet somit die Produkte und verleiht ihnen dadurch erneut Stärke – das schreiende Rot der Chipstüte und das auf den Inhalt verweisende Lila der Rotkohlkonserve werden zu Schwarz und Grau. Der Künstler spielt hierbei bewusst mit Verpackung und vermeintlichem Inhalt, was wiederum einen Verweis auf das Projekt "Merda d'artista" von Piero Manzoni aus dem Jahre 1961 zulässt, in dem der italienische Konzeptkünstlers seine eigenen Fäkalien in 90 Dosen geruchslos verschloss und die "Künstlerscheiße" verkaufte.

"Berlin Masters" wurde 2013 als Non-Profit-Project von Matthias Arndt und den Kuratorinnen Lisa Polten und Lydia Korndörfer ins Leben gerufen. Ein ähnliches Projekt ist derzeit auch in der Galerie Burster zu sehen: Die Galeristin Rita Burster stellt anlässlich der Art Week ausgewählte Werke von neun Kunststudierenden der Universität der Künste aus den Klassen von Valérie Favre und Ai Weiwei aus. Die Ausstellungsreihe "on view:", die letztes Jahr erstmals in Zusammenarbeit mit Studierenden der Hochschule Weißensee stattfand, folgt weniger einem klar kuratierten Ausstellungskonzept, sondern dient in erster Linie als Plattform für junge Kunststudierende, denen somit der Einstieg in den Kunstmarkt ermöglicht und erleichtert werden soll.