Installation in Berlin

Subversive Enten

Vor dem Ausstellungshaus C/O Berlin stehen gerade drei riesige Quietsche-Enten. Sehen niedlich aus, erinnern aber an das Tian'anmen-Massaker Anfang Juni vor 32 Jahren

Ein bisschen albern, in jedem Fall aber harmlos sehen sie schon aus: die drei riesigen Quietsche-Enten, die auf dem Bürgersteig der Berliner Hardenbergstraße stehen. Doch beziehen sich die  Badewannenmonster, die jetzt vor dem Ausstellungshaus C/O Berlin installiert wurden, nicht nur auf eine der berühmtesten Fotografien des späten 20. Jahrhunderts, sondern auch auf ein brisantes Politikum.

Während des Massakers am Platz des himmlischen Friedens Anfang Juni 1989 stellte sich ein Mann vor einen Konvoi von Panzern und blockierte ihr Vorrücken. Diese Szene zivilen Ungehorsams wurde von zahlreichen Fotografen und Fernsehteams festgehalten und ging um die Welt. In China selbst aber durfte das Bild des "Tank Man" nicht publiziert werden. Um später auch seine Verbreitung über das Internet zu unterbinden, wurden entsprechende Filter installiert – aber die reagierten nur auf das ganze Bild.

Als Unbekannte zum 24. Jahrestag des Massakers im Jahr 2013 in dem Bild die Panzer durch gelbe Enten ersetzten, blieb die Szene erkennbar, ohne dass die Algorithmen darauf reagierten. Ehe diese angepasst waren, konnte das Bild unter anderem über Sina Weibo – eine App der chinesischen Firma Sina ähnlich Twitter – verbreitet werden.

Es wurde zum global kursierenden Meme und hat sich heute in Südostasien als Protestsymbol auch auf der Straße etabliert:  Als in Bangkok Ende 2020 gegen die Monarchie und Korruption demonstriert wurde, schützen sich zahlreiche Protestierende mit aufblasbaren gelben Enten gegen die Staatsgewalt.