Serpentine Gallery in London

Ein Pavillon als Ereignis

Im Londoner Hyde Park eröffnet der diesjährige Serpentine-Pavillon des südafrikanischen Architekturbüros Counterspace. Nach einem Jahr der Isolation soll er vor allem ein Ort der Gemeinschaft sein 

Kontaktverbote, Lockdown – während der vergangenen Pandemie-Monate waren Orte des Zusammenkommens tabu. Aber solche Orte verschwinden nicht nur durch Viren, sie verschwinden auch durch Immobilienspekulation, Verdrängung, Gentrifizierung. Der diesjährige Serpentine Pavilion in den Londoner Kensington Gardens, entworfen vom Architekturbüro Counterspace unter der Leitung von Sumayya Vally, basiert auf vergangenen und gegenwärtigen Veranstaltungsorten in der britischen Hauptstadt, die vor allem für diasporische Gemeinschaft bedeutsam waren und sind. Dazu gehören einige der ersten Moscheen, die in der Stadt gebaut wurden; genossenschaftliche Buchläden; Unterhaltungs- und Kulturstätten und der Notting Hill Carnival. Die Formen des Pavillons sind das Ergebnis der Abstraktion, Überlagerung und Verbindung von architektonischen Elementen dieser Gemeinschaftsräume – und sie schaffen im Zusammenspiel einen neuen Ort der Begegnung und Zugehörigkeit.

Seit dem Jahr 2000 lässt die Serpentine Gallery in den Londoner Kensington Gardens einen renommierten Architekten oder Architektin einen temporären Pavillon gestalten, der als Café und Veranstaltungsort genutzt wird. Das in Johannesburg ansässige Büro Counterspace wird von Sumayya Vally, Sarah de Villiers und Amina Kaskar geleitet, alle Jahrgang 1990 und somit die jüngsten Architektinnen in der Geschichte des Projekts. "Covid-19 hat die Themen Gemeinschaft und Zusammenkunft in den Fokus gerückt", so Sumayya Vally über das Projekt. "Der Pavillon ist selbst als ein Ereignis konzipiert – das Zusammentreffen einer Vielzahl von Formen aus ganz London. Er hat Kontinuität und Konsistenz, aber Unterschiede und Variationen sind auf Schritt und Tritt in die wesentliche Geste eingebettet."

Der Pavillon ist aus wiederverwertetem Stahl, Kork und Holz gebaut und mit Mikrozement überzogen. In diesem Jahr wird er auch ein speziell in Auftrag gegebenes Klangprogramm "Listening to the City" beherbergen, das die Besucher mit den Geschichten und Klängen ausgewählter Londoner Stadtteile verbindet. Die archektonische Skulptur ist bis zum 17. Oktober geöffnet.