Sachsen

Erste Museumswoche nach Lockdown mit verhaltener Resonanz 

Einsame Besucherin in der Gemäldegalerie Alte Meister vor dem Gemälde "Sixtinische Madonna" (r) von Raffael
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Einsame Besucherin in der Gemäldegalerie Alte Meister vor dem Gemälde "Sixtinische Madonna" (r) von Raffael

Die Museen in Sachsen dürfen nach der Zwangspause wegen des Coronavirus wieder öffnen. Einen Besucheransturm hat niemand erwartet - Neugier und Lust auf Kunst schon

Der nach langer Schließzeit erhoffte Run auf Museen in Sachsen in der ersten Woche nach Wiederöffnung vieler Häuser ist weitgehend ausgeblieben - wie erwartet. Der Sächsische Museumsbund sprach von einer landesweit eher negativen Bilanz. "Natürlich ist es gut, dass wir wieder geöffnet haben", sagte der Vorsitzende Joachim Breuninger am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur in Dresden. Die Besucherzahlen lägen in der Regel bei etwa zehn Prozent des normalerweise zu erwartenden Zuspruchs. "Es ist also noch viel Luft nach oben." Einzelne Häuser aber zeigten sich positiv überrascht. 

So vermelden die Kunstsammlungen Chemnitz, dass die Besucherzahlen denen vor der Schließung entsprächen. Damit habe sich die Hoffnung aufgrund der Rückmeldungen erfüllt, "dass wir vermisst wurden". Für den 19. Mai wurde die Öffnung zweier weiterer Häuser angekündigt: auch das Museum Gunzenhauser und das Schloßbergmuseum sind mit Mund-Nase-Schutz, begrenzt und mit Abstand auf einem festgelegten Rundgang zugänglich. 

Für die berühmte Gemäldegalerie Alte Meister Dresden mit Skulpturensammlung bis 1800 stehen täglich 300 Besucher zu Buche, wie die Staatlichen Kunstsammlungen auf Anfrage mitteilten. Im Kunstgewerbemuseum waren es 41 pro Tag. 

In den Museen der Stadt Dresden wurden bis Sonntag etwa 400 Besucher in der ersten Woche gezählt. "Wir haben nicht erwartet, dass sie uns überrennen, es muss ja erst wieder losgehen", sagte Direktor Gisbert Porstmann. Dabei sei die Resonanz mit je um die 100 Besuchern in Stadtmuseum und Städtischer Galerie erfreulich. "Der Probelauf ist gelungen, jetzt müssen die Leute kommen." Porstmann setzt dazu ab sofort wieder auf das Marketing.

"Es ist sehr verhalten, wie wir es erwartet haben", beschrieb indes ein Sprecher die Entwicklung im Deutschen Hygiene-Museum Dresden. "Die Leute haben gerade andere Sachen im Kopf." Und es sei auch etwas anderes, mit Mund-Nase-Schutz durch eine Ausstellung zu gehen als im Supermarkt einkaufen zu müssen. So kamen nur 20 bis 25 Besucher pro Tag, wobei das Kindermuseum mit vielen taktilen Elementen geschlossen ist. Die Hoffnungen ruhten nun auf "Future Food", der Sonderausstellung ab 30. Mai.

Auch im Leipziger Bildermuseum hält sich die Besucherzahl mit im Schnitt 50 pro Tag bisher noch in Grenzen, wobei die große Klingerausstellung noch außen vor ist. "Das haben wir auch erwartet", sagte eine Mitarbeiterin. So könne in Ruhe aber auch das aufwendige Wegesystem erprobt werden. Auch aus diesem Grund öffnet das Haus erst nächste Woche Dienstag komplett und die Leitung hofft auf positive Resonanz. 

Seit dem 4. Mai dürfen Sachsens "Horte der Kunst" wieder Besucher empfangen - zeitlich gestaffelt, mit Vorrang für den Schutz von Besuchern und Mitarbeitern sowie Einschränkungen. Ein Besucher pro 20 Quadratmeter Ausstellungsfläche, 1,50 Meter Mindestabstand und Mund-Nase-Schutz-Pflicht für Besucher und Mitarbeiter sind Bedingungen, die die Museen garantieren müssen. Interaktive Aktionen sowie taktile Angebote über Hörstationen oder Touchscreens sind tabu, es gibt weder Veranstaltungen noch Gruppenführungen.

Die Landesstelle für Museumswesen geht davon aus, dass das Angebot erst schrittweise genutzt wird und hofft auf die nächsten Wochen. "Die Häuser sind offen, viele haben zugleich digitale Angebote", sagte Leiterin Katja Margarethe Mieth. Sie geht deshalb davon aus, dass es spätestens am Internationalen Museumstag, der in diesem Jahr digital stattfindet, am Sonntag die Menschen auch zu den Originalen zieht. 

Laut Breuninger sind die Museen für deutlich mehr Besucher vorbereitet und die Hygienekonzepte funktionierten. Der ruhige Anlauf sei insofern gut gewesen, dass sich alle an die neue Situation gewöhnen konnten. "Aber jetzt wären doch ein paar mehr Besucher wünschenswert."