Esch-Belval

Der gezähmte Riese

Wo früher Stahl gekocht wurde, sind jetzt Kultur und Wissenschaft zu Hause: Ein Besuch in Belval, einem Viertel im Umbruch in der europäischen Kulturhauptstadt Esch

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Die schwarzen Wolken über dem Himmel von Belval wären nicht nötig gewesen. Die Hochöfen A und B sehen auch ohne sie schon dramatisch aus. Sie ragen in die kathedralenhafte Höhe von 82 und 90 Metern, man steht davor wie vor monumentaler Überwältigungsarchitektur. Stahlträger, Plattformen und das Zickzack scharfkantiger  Treppen, alle schwarz, umlaufen den Schacht, in dem früher der Stahl brodelte. Dicke Rohre winden sich nach oben und gewaltige gusseiserne Rampen führen hoch zum Schlund der Hochöfen. Die rostigen Flecken, schwarzen Schlieren und Schweißnähte auf ihrer Haut sehen wie Blessuren und Narben aus.

Bis 1997 haben hier im Süden Luxemburgs Arbeiter Roheisen gekocht, bei 2200 Grad. "Das war einer der härtesten und gefährlichsten Jobs der Welt", sagt Didier Damiani, Kultur- und Kommunikationsmanager vom Fonds Belval. Er entwickelt in Zusammenarbeit mit anderen Akteuren ein neues Stadtviertel in Esch-Alzette, der zweitgrößten Stadt des Landes. Die Stahlindustrie dieser Region hat Luxemburgs Reichtum begründet. Die Grenze zu Belgien ist nur wenige Kilometer entfernt. Frankreich sieht man von hier oben, es beginnt hinter einer Weide mit braun-weiß-gefleckten Kühen.

Damiani steht auf der 40 Meter hohen Plattform und blickt auf das Quartier. "Wir wollten das Monument mitten in der City", sagt er. "Anders als bei der Völklinger Hütte in Saarbrücken etwa, hier sind die Industriedenkmäler in die Stadt integriert." Unten sieht man eine Konzerthalle, eine Shoppingmall, Cafés und Restaurants, das Gelände der verbliebenen Stahlindustrie, Wohnblöcke und Büros, eine Forschungseinrichtung und die roten Hochhäuser des Bankkonzerns Dexia. Sie alle gruppieren sich um die Stahlkocher wie früher das Dorf um die Kirche.

Das neue Selbstverständnis Luxemburgs

"Man kann den Wandel von der Industrie- zur Wissensgesellschaft von hier oben auf einen Blick sehen", sagt Damiani. Im Schatten der Hochöfen laufen Studenten in ein Café. Andere essen auf der Terrasse der Mensa Burger vor einer verwitterten, bröckelnden Zementruine, in der wilde Birken und Gräser wuchern. Es ist der Sockel des dritten Hochofens, der abgebaut und nach China verkauft wurde. Luxemburg hat vor ein paar Jahren einen Teil seiner Universität von der Hauptstadt nach Esch-Belval verlegt, die nun als 180 Meter langer dunkler Riegel und 84 Meter hoher Turm vor den Industriegiganten liegt. Menschen aus 113 Ländern studieren hier.

Früher war Esch-Belval eine No-go-Area, abgeriegelt und nur für Arbeiter und Angestellte zugänglich. "Es roch nach Schwefel, Öl und Schmiere, metallen und elektrisch", erzählt Françoise Poos, die in einer der teilnehmenden Gemeinden, Kayl-Tetingen, aufgewachsen ist. Die künstlerische Programmleiterin des Kulturhauptstadtprojekts hat mit ihrem Team rund 130 Projekte ausgesucht, die in den umliegenden Gemeinden und in Esch-Belval gezeigt und aufgeführt werden. "Aber trotzdem gibt es einen roten Faden, alle kreisen um ähnliche Fragen: Wie lebt die Gesellschaft im 21. Jahrhundert? Und wie sind wir hierhergekommen? Hier in Esch-Belval wird das erlebbar, greifbar."

Sie steht vor der Möllerei, einer 170 Meter langen hohen Halle zu Füßen der Hochöfen. Früher wurden hier Koks und Eisenerz gemischt und deponiert. In der einen Hälfte des Gebäudes ist die neue Bibliothek der Universität untergebracht, hinter weiß gemusterten dreieckigen Paneelen. Das Puristische, Cleane dieser Hülle ist als größtmöglicher Kontrast zur geschundenen dunklen Haut der Hochöfen gedacht. Dort der heiße, schmutzige Arbeitsplatz des Industriemalochers, hier der klimatisierte des forschenden und denkenden Wissensarbeiters. Nachdem das Land seine Bedeutung als Stahlindustriestandort eingebüßt hat, markieren die Universitätsgebäude das neue Selbstverständnis Luxemburgs. Offiziell heißt Belval mittlerweile sogar "Quartier Universitéit".

Eine eigentümliche Mischung

Die andere Hälfte der Möllerei wurde gerade renoviert. "Ich freue mich, dass wir diese ausdrucksstarke alte Industriearchitektur bespielen dürfen", sagt Françoise Poos. Die Möllerei wird zur Ausstellungshalle für digitale Kunst, der Sockel C vor der Mensa zur Bühne für Theater, Performances und kleine Konzerte. Auf der alten Gießereiplattform im Hochofen A, einem riesigen schrägen Boden, wurde außerdem eine Bühne mit Zuschauerraum errichtet. Hier ist zeitgenössischer Tanz zu sehen, "A l’Aplomb du Vide" des französischen Choreografen Carl Portal, die luxemburgisch-serbische Koproduktion "ChoreoChroma" und "TRIBUNE // Dance your self!" des Luxemburger Tanzzentrums Trois C-L.

Esch-Belval ist in der Region bislang für die ganz großen Gigs bekannt: Prince hat hier gespielt, Stevie Wonder, The Prodigy und Daft Punk. Am anderen Ende der Straße liegt die Rockhal, halb rot verkleidet, halb nackter Beton, schwarz gefleckt wie Felsen. Sie war das erste Gebäude hier, nachdem die Hochöfen geschlossen hatten. "2005 war Belval noch eine Wüste", sagt Olivier Toth, Geschäftsführer der Rockhal, der von seinem Büro durch ein rundes Fenster auf den wulstigen Röhrendschungel von Hochofen A blickt. "Ich weiß nicht, wie viele Bands mit dem Tourbus auf das Gelände gefahren sind und sich gefragt haben: 'Wo sind wir denn hier gelandet?' Aber als sie die Hochöfen gesehen haben und die Rockhal, waren sie geflasht."

Esch-Belval sei eine eigentümliche Mischung aus Bildung, Entertainment, Kultur, Restaurants und Industriegeschichte geworden, sagt Olivier Toth. Es müsse besonders viel bieten, weil es nicht an einer Durchgangsstraße liegt. "Dafür ist es die spannendste Sackgasse, die man sich vorstellen kann." Weil alles in Fußnähe ist, können sich Menschen verschiedener Disziplinen für gemeinsame Projekte schnell und unkompliziert zusammensetzen.

Eines davon ist "The Sound of Data", das im Rahmen von Esch2022 aufgeführt wird: Die Rushhour ist ein großes Problem in Luxemburg, weil werktags mehr als 200 000 Grenzgänger ins Land zur Arbeit strömen und nach Feierabend wieder zurück. Verschiedene Wissenschaftler haben Daten der Verkehrsstoßzeiten gesammelt und Musiker haben dazu Drum-Sequenzen und Kompositionen kreiert. "Ihr Gemeinschaftswerk werden wir open air aufführen",sagt Toth. "Im Dunkeln, vor der coolen, illuminierten Kulisse der Hochöfen." Schwarze Wolken werden dann wenigstens nicht zu sehen sein.

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Jadis lieu de production de l'acier, aujourd'hui haut lieu de la culture et des sciences: À la découverte d'Esch-Belval

Les nuages noirs planant au-dessus de Belval sont superflus. Les hauts fourneaux A et B ont l‘air dramatique à eux tout seuls. Culminant à 82 et 90 m de hauteur, telles des cathédrales, ils nous submergent par leur architecture colossale. Poutres métalliques, plates-formes et escaliers raides en zigzag, tous maculés de noir, entourent la cuve dans laquelle bouillonnait autrefois l‘acier. De gros tuyaux s‘élancent en tourbillonnant dans les airs et d‘imposantes rampes en fonte conduisent au gueulard des hauts fourneaux. Les taches de rouille, les traînées noires et les cordons de soudure qui recouvrent leur chair ressemblent à des blessures et des cicatrices.

Jusqu’en 1997, des ouvriers traitaient de la fonte brute à 2200 °C dans cette ville du sud du Luxembourg. "C‘était l’un des métiers les plus durs et les plus dangereux au monde", explique Didier Damiani, responsable Culture & Communication au Fonds Belval, chargé de développer en collaboration avec d‘autres acteurs un nouveau quartier à Esch-sur-Alzette, la deuxième ville du pays. Le Luxembourg doit sa richesse à la sidérurgie pratiquée dans la région. La frontière belge ne se trouve qu‘à quelques kilomètres. La France, on la voit depuis là-haut, derrière une prairie où broutent des vaches blanches tachetées de marron.

Juché sur la plate-forme à 40 mètres de haut, Didier Damiani observe le quartier. "Nous voulions que le monument soit au coeur du quartier", déclare-t-il. "Contrairement à l‘usine sidérurgique de Völklingen à Sarrebruck par exemple, ici le patrimoine industriel est intégré à la ville.". En contrebas, on aperçoit une salle de concert, un centre commercial, des cafés, des restaurants, les reliquats du site sidérurgique, des immeubles, des bureaux, un institut de recherche et les tours rouges de la banque Dexia. Tous encerclent les aciéries, de même que les villages encerclaient jadis les églises.

"Depuis là-haut, on voit bien la transformation de la cité industrielle en cité scientifique", évoque Didier Damiani. Des étudiants rejoignent un café à l’ombre des hauts fourneaux, d’autres mangent un burger en terrasse du restaurant universitaire devant une ruine en ciment délabrée et envahie d’herbes folles : c’est là que se tenait autrefois le troisième haut fourneau, qui a été démonté et vendu à la Chine. Il y a quelques années, le Luxembourg a déplacé une partie de son université de la capitale à Esch-Belval, dans un long bâtiment sombre de 180 mètres de long et une tour de 84 mètres de haut situés face aux colosses de l’industrie. Elle accueille des étudiants issus de 113 pays.

Avant, Esch-Belval était un no man‘s land cadenassé, accessible uniquement aux ouvriers et aux employés. "Ça sentait le soufre, l’huile, la graisse, le métal et l’électricité", raconte Françoise Poos, qui a grandi à Kayl-Tétange, une des communes participantes. La directrice artistique du programme de la capitale culturelle et son équipe ont sélectionné 130 projets qui seront présentés et joués à Esch-Belval et dans les communes environnantes. "Il y a un fil conducteur, tous les projets gravitant autour de questions similaires : comment vit-on au XXIe siècle et comment en est-on arrivé là ? Des thématiques qui sont tangibles ici, à Esch-Belval."

Derrière elle, la Möllerei, un bâtiment industriel de 170 mètres de long situé au pied des hauts fourneaux, où l’on mélangeait et stockait autrefois le coke et le minerai de fer. Une moitié du bâtiment accueille la nouvelle bibliothèque universitaire derrière une façade composée d‘éléments triangulaires blancs mouchetés. L’aspect sobre et puriste du revêtement vise à créer un contraste extrême avec la noirceur et l’usure des hauts fourneaux : là-haut, le lieu de travail chaud et sale où trimaient autrefois les ouvriers de l’industrie ; en bas, celui climatisé des cerveaux du monde de la recherche et des sciences. Les bâtiments universitaires caractérisent aujourd‘hui la nouvelle identité du Luxembourg désindustrialisé. Officiellement, Belval s’appelle d‘ailleurs désormais "quartier Universitéit".

L’autre moitié de la Möllerei vient d’être rénovée. "Je suis ravie qu’on puisse jouer sur cette ancienne architecture industrielle très expressive", déclare Françoise Poos. La Möllerei servira de hall d’exposition aux projets d‘art numérique, tandis que le Socle C, face au restaurant universitaire, offrira une scène au théâtre, aux performances et aux petits concerts. Une autre scène avec auditorium a par ailleurs été érigée sur l’ancienne plate-forme de la fonderie, dans le haut fourneau A, qui consiste en un immense plancher incliné. On pourra y assister à un spectacle de danse contemporaine, "À l’Aplomb du Vide", du chorégraphe français Carl Portal, la coproduction serbo-luxembourgeoise "ChoreoChroma" ainsi que "TRIBUNE // Dance your self !" du centre de création chorégraphique luxembourgeois Trois C-L.

Esch-Belval est depuis longtemps connue pour ses grands concerts. Prince, Stevie Wonder, The Prodigy et Daft Punk y ont joué. La Rockhal avec sa façade mi-rouge, mi-bétonnée, constellée de noir, se situe à l‘autre bout de la rue. C’est le premier bâtiment apparu après la fermeture des hauts fourneaux. "En 2005, Belval était encore un désert", déclare Olivier Toth, directeur de la Rockhal, en regardant par une fenêtre ronde de son bureau le fol enchevêtrement des tuyaux du haut fourneau A. "J’ignore combien de groupes de musique sont arrivés ici avec leur bus en se demandant où ils avaient bien pu atterrir, mais quand ils ont vu les hauts fourneaux et la Rockhal, ça a été le coup de coeur."

Selon lui, Esch-Belval est devenue un mélange singulier d’éducation, de divertissement, de culture, de gastronomie et d’histoire de l’industrie. Son offre doit être diversifiée, car ce n’est pas une destination située sur une route de transit où l’on arrive par hasard. "Par contre, c’est le cul-de-sac le plus fascinant qui soit." Tout étant accessible à pied, les gens de différentes disciplines peuvent se réunir facilement et rapidement pour travailler sur des projets communs. Parmi eux, "The Sound of Data", qui sera présenté dans le cadre d’Esch2022 et qui porte sur les heures de pointe, un gros problème au Luxembourg où plus de 200 000 frontaliers font l’aller-retour en semaine pour travailler puis rentrer chez eux. Des scientifiques ont récolté les données des heures où le trafic bat son plein et des musiciens ont créé des séquences de batterie et des compositions à partir d’elles. "Leur oeuvre commune sera présentée en plein air", explique Olivier Toth. "Dans la pénombre, devant ce décor cool des hauts fourneaux qui seront illuminés pour l‘occasion." Au moins, on ne verra pas les nuages noirs.