Abstimmung vor Ausstellung

Eure Rede sei: Ja, ja – nein, nein

Ob man mit seiner Regierung zufrieden ist, fragt das amerikanische Künstlerpaar Ed und Nancy Kienholz auf der Website der Frankfurter Schirn Kunsthalle. Nicht, dass man mit der Wahl zwischen Ja und Nein Imperien oder nur die aktuelle Koalition stürzen könnte. Aber immerhin beeinflusst eine Entscheidung per Mouse-Klick eine große Installation der Kienholz': „The Ozymandias Parade“ (1985) ist eine wahnwitzige Assemblage, in der unter anderem ein gruseliger General auf einer toten Oma reitet und eine Binde um den Mund trägt mit den Wörtern „NO“ oder „YES“. Je nachdem, was die Online-Umfrage ergibt, wird das zentrale Werk der Schirn-Retrospektive, die am Freitag um 19 Uhr eröffnet, mit einem "Ja" oder einem "Nein" versehen.

Auf einer eigenen Website, in sozialen Netzwerken und im Radio sucht die Kunsthalle Wähler, und auch in einer Guerilla-Aktion, bei dem Gehwege Frankfurts mit von Handy lesbaren QR-Codes besprüht wurden - ohne Genehmigung. Das gab Ärger vom Straßenbau-Amt, hatte die Schirnauch noch statt der abwaschbaren Sprühkreide eine schwer zu beseitigende Farbe benutzt.

Vielleicht hätte dieser anekdotische Zwischenfall den vor 17 Jahren verstorbenen Edward Kienholz gefreut. Er und seine Frau Nancy, Tochter eines Sheriffs, lebten im tiefsten Norden von Idaho, wo sie Dorfleute kurzerhand mit in die Produktion einbezogen und Sommerolympiaden veranstalteten. Lokale Zusammenhänge angesichts der ganz großen gesellschaftlichen Fragen, das war den Eheleuten Kienholz nicht unbekannt.

Zur Umfrage: www.jajaneinnein.de. Die Ausstellung in der Schirn Kunsthalle, Frankfurt am Main, läuft vom 22. Oktober bis zum 29. Januar 2012. Die November-Ausgabe von Monopol widmet Ed und Nancy Kienholz ein großes Porträt