Mary-Audrey Ramirez in Köln

Fabeln über Fürsorge, Angst, Tod und Gefahr

  Installationsansicht Mary-Audrey "Kill Them All And Come Back Alone", 2019
Courtesy the artist and Martinetz, Köln, Foto: Tamara Lorenz

Installationsansicht Mary-Audrey "Kill Them All And Come Back Alone", 2019

Die Künstlerin Mary-Audrey Ramirez fantasiert böse in ihrer neuen Ausstellung in der Kölner Galerie Martinetz

Es ist beides wichtig: dass Mary-Audrey Ramirez Gamerin ist und dass sie sehr gut nähen kann. Figuren aus "Final Fantasy 8" finden sich wieder in ihren zart-brutalen Bildern, die sie auf Stoff mit der Nähmaschine zeichnet. Sie mag das, weil sie mit dem ratternden Geradstich weniger Kontrolle hat als mit einem Stift. In einem Verfahren, das an Écriture automatique erinnert, legt sie los, bis sich Figuren abzeichnen, die sie dann präziser ausarbeitet zu verwobenen Fabeln über Fürsorge, Angst, Tod, Gefahr.

Ähnlich ambivalent sind auch ihre Skulpturen aus fantastischen Stoffen, die sie mit Lack akzentuiert: Bei ihren einander zerfleischenden Höllenhunden spricht sie vom Küssen, eine riesige, schimmernde Skorpionin thront auf einer zugedeckten menschlichen Figur und könnte beides sein: Beschützerin oder Monster.

Zu Ramirez’ Lust an der Aggression steht die perfekte Umsetzung im interessanten Widerspruch. Der Ausstellungstitel "Kill Them All And Come Back Alone" bezieht sich auf den männlichen Heldenmythos – vom Western bis zum Ego-Shooter: allein gegen alle. Von Frauen, sagt sie, werde immer erwartet, dass sie im Kollektiv die Welt retteten.