"Fantasiemuskel"-Podcast #62

Den Kunstmarkt neu denken – mit Helene Bosecker

"Fantasiemuskel"-Podcast #61 mit Helene Bosecker

Erfolg in der Kunst bedeutet heute mehr als nur gute Werke zu schaffen. Helene Bosecker zeigt im "Fantasiemuskel"-Podcast, wie ein solidarisches und rebellisches Künstlermanagement aussehen kann

Was müssen Künstlerinnen und Künstler eigentlich tun, um erfolgreich zu sein? Gute Kunst allein reicht nicht – auch Selbstorganisation, Kommunikation und strategisches Denken sind gefragt. Unterstützung bekommen sie dabei von Menschen wie Helene Bosecker. Doch die Kunstvermittlerin will mehr als das bestehende System bedienen – sie möchte den Kunstmarkt neu denken. Wie ein "rebellisches Künstler:innenmanagement" funktioniert, erzählt sie in der aktuellen Ausgabe von "Fantasiemuskel".

Nach vielen Jahren im klassischen Galeriegeschäft suchte Bosecker nach alternativen Wegen, um Kunstschaffende zu unterstützen. Ihre Arbeit ist dabei ebenso vielseitig wie pragmatisch: "Das umfasst Texte schreiben, übersetzen, Webseiten coden, Netzwerke pflegen, Datenbanken aufbauen, Transporte organisieren, Bilder hängen, Regale bauen – und manchmal auch der Notfallkontakt für die Mutter sein", erzählt sie im Podcast. Gleichzeitig erprobt sie neue ökonomische Modelle. So gründete sie die Galerie XoXo, bei der 100 Prozent der Verkaufserlöse an die beteiligten Künstlerinnen gehen. Auch in ihrer Rolle als Studiomanagerin verzichtet sie auf Honorare: Stattdessen "bezahlt jeder, was er kann, wann er kann, egal wann. Damit sind wir sehr gut gefahren."

Die studierte Kunsthistorikerin, die auch Vorsitzende der Deutsch-Estnischen Gesellschaft ist, engagiert sich zudem in Berlin-Kreuzberg im Projektraum Roam, der den Austausch mit osteuropäischen Künstlerinnen und Künstler fördert und Aufenthaltsstipendien vergibt. Denn Kunst aus Osteuropa ist im westlich geprägten Kunstbetrieb noch immer unterrepräsentiert. "Die Kunstgeschichte Osteuropas", erklärt Bosecker im Gespräch mit Friedrich von Borries und Alexander Doudkin, "wird mit einem recht verstellten Blick geschrieben: einer Westperspektive". Diesen Blick will sie aufbrechen – gerade vor dem Hintergrund globaler Machtverschiebungen und des Kriegs in der Ukraine ein drängendes Anliegen.

"Als die Mauer fiel, war die Mauer nicht weg"

Aufgewachsen in Berlin-Hellersdorf, hat Bosecker gesellschaftlichen Wandel selbst erlebt. "Als die Mauer fiel, war die Mauer ja nicht weg", sagt sie rückblickend. Diese Erfahrung prägt ihre Motivation, innerhalb einer zunehmend ökonomisierten Kunstwelt solidarische Strukturen zu entwickeln. 

Trotz ihrer kritischen Perspektive auf Marktmechanismen, Politik und Institutionen steht für sie eines fest: Die Liebe zur Kunst bleibt ihr Antrieb – für neue Wege, neue Perspektiven und eine offenere Welt.

Sie können "Fantasiemuskel", den Monopol-Podcast über Kunst, Wirtschaft und gesellschaftliche Transformation, auf allen bekannten Plattformen hören – oder die neue Folge direkt hier: